And the winner is… Ümmiye Kocak from Liontown (Arslanköy) in Turkey
Stellt euch eine Frau vor, die nur ein Grundschulabschluss hat, die als erstes Buch in ihrem Leben eines von Maxim Gorki gelesen hat. Stellt euch vor, diese Frau gewinnt dann noch ein Filmpreis in New York.
„Den Preis hätte ich gerne in den USA in Empfang genommen, aber dafür hatte ich das Geld nicht“.
Nach der Heirat zieht Ümmiye Kocan in das Dorf Arslanköy bei Mersin. Sie ist leibhaftig ein Bücherwurm. Alles, was in der Weltliteratur eine Bekanntheit erlangt und darüber hinaus, liest sie alles.
Um das Dorfleben der Frauen aus Arslanköy der Welt bekannt zu machen, gründet sie in 2001 im Dorf eine Theatergruppe (Arslanköy Kadinlar Tiyatro Toplulugu). Derzeit arbeitet sie dort als Ausbilderin.
Ihr erstes Stück wird in 2006 beim Theater-Festival in Adana uraufgeführt (Hasret Cicekleri). Damit nicht genug, sie beschließt ein Film zu drehen, kein Kurzfilm wohlgemerkt, bei dem es um Gewalt der Frauen gegen Frauen geht.
„Yün Bebek“ (Wollpuppe) hat sie selber geschrieben und gedreht. Um diesen Film drehen zu können, hat sie viele Entbehrungen auf sich nehmen müssen.
Das ganze Geld, was sie durch die Zeit auf den Baumwollfeldern verdient hat, gab sie für ihr Filmprojekt aus. Der Film wurde beim Filmfestival „49. Antalya Altin Portakal Film Festivali“, uraufgeführt.
Dieser Film brachte ihr jetzt die Auszeichnung Beste Künstlerin aus Eurasien, in der Kategorie ‚Film‘, ein. Die Auszeichnung aus New York, hat sie mit den Worten (im TV): „Also sind wir auf dem richtigen Weg“, kommentiert.
Ümmiye ist 58 Jahre alt, seit 34 Jahren verheiratet und Mutter von 2 Kindern. Sie hat schon 11 Theaterstücke geschrieben. Über 500 Mal war sie selber auf der Bühne.
Man kann nur hoffen, dass ihre Auszeichnungen und Theaterstücke, ein Ansporn für die Frauen aus Anatolien darstellen. Übrigens sagte sie im TV Interview vor einer Woche: „Ohne Atatürk wäre ich jetzt eine verschleierte Frau und hätte niemals diese Freiheiten gehabt, mich weiterzuentwickeln. Wie hätte ich all die Bücher lesen können, die es in arabischer Schrift gar nicht gab und gibt?“.
Ein tolle Frau und der lebende Beweis dafür, dass man allein durch Lesen es sehr weit bringen kann.