Deutsche Presse : Das Wissen über die Weisheit gepachtet ?

Wieder kommt das Jahr 1915 hoch. Die Armenier zeigen vergilbte Schwarzweißfotos als Beweis, dass die Armenier von den Türken getötet wurden. Die Türken halten dem Fotos entgegen, die fast gleich aussehen und behaupten ihrerseits, dass die Armenier die Türken getötet haben sollen. Was soll man glauben ?

Ich bin auch in der Türkei zur Schule gegangen und hatte das Glück Historisches aus den Geschichtsbüchern verschiedener Länder zu erfahren. Keine Ahnung wo die Wahrheit versteckt ist!

Jetzt wird derjenige, der in Frankreich behauptet, dass der Völkermord an den Armeniern nie stattgefunden habe, mit 45.000 Euro und 1 Jahr Haft bestraft.

Die Türkei steht  natürlich mal wieder Kopf ! Wie immer in solchen Fällen. Man möchte den Franzosen zeigen, wo es lang geht. “kauft keine franz. Produkte”, “reist nicht nach Frankreich”. etc. etc. – eine diplomatische Glanzleistung 😉

Den Völkermord hatte Frankreich schon vor Jahren anerkannt. Jetzt braucht Sarkozy die Stimmen der 500.000 Armenier im Lande, die er ab dem 22.Februar, wenn das Ganze zum Gesetz wird, sicher hat.

Die Türken vergessen schnell und gehen zum Tagesgeschäft über. Da der 22. Februar doch ein sehr naher Termin ist, werden die Medien hart daran arbeiten, die Wut der Leute gegenüber Frankreich bis zu diesem Datum aufrechtzuerhalten.

Das Beste ist, dass man die Gräueltaten der Franzosen in Algerien als Beispiel aufführt, aber die Algerier geben keinen Ton von sich, als wollten sie sagen “wir haben uns gerne töten lassen, jederzeit wieder”.

Erstaunlich ist ein Vergleich der Leserreaktionen bei den Artikeln zu diesem Thema in Deutschland und Frankreich. Während in Frankreich z.B. bei der “Le Monde” eher prinzipiell darüber diskutiert wird, ob man politisch bestimmen kann, was historisch wahr ist, wird in den deutschen Leserreaktionen der besserwisserische, mahnende Zeigefinger erhoben und endlich die innerlich angestaute Wut gegen “die Türken” losgelassen. Nicht ein Posting bei Le Monde oder Le Figaro, der unter die türkische Gürtellinie ginge, aber unzählige sogar bei renommierten Zeitungen in Deutschland, wo man das Wissen über die Wahrheit gepachtet zu haben scheint.

Ein kleiner Schlenker mal nach Zypern: stellen wir uns vor, die Türken hätten in den 60/70er Jahren des 20.Jahrhunderts als politisches Ziel vom Anschluss der Insel an die Türkei gesprochen und Griechenland hätte den Südteil der Insel mit Militärs besetzt. Man hätte von den bösen Türken gesprochen, die wider internationales Recht handeln.

Die Griechen sprechen tatsächlich vom Anschluss der Insel an Griechenland, türkische Truppen marschieren im Norden ein und was passiert: es sind wieder die Türken, die böse sind und wider internationales Recht handeln.

Aber zurück zum eigentlichen Thema und zu einem Dokument, das aus dem Land stammt, welches  das Wissen über historische Wahrheiten gepachtet zu haben scheint – Deutschland!!!

“Die Wünsche der Armenier gehen auf innere Autonomie, Selbstverwaltung der 6 armenischen (ostanatolischen) Provinzen (…) Wie bereits betont, sind die Provinzen jetzt von Mohammedanern größtenteils entleert; die Armenier (…) bilden jetzt auch in diesen Gegenden, wo es früher keine armenische Mehrheit gab, die Mehrzahl der Einwohner. Die Frage der Autonomie ist daher erheblich leichter lösbar als früher.”

(Auszug aus einem Brief des Vorstandes der von Johannes Lepsius gegründeten “Deutsch-Armenischen Gesellschaft” von 06.01.1918 an den Reichskanzler Graf Georg von Hertling, unterzeichnet u.a von (…) Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes zu Berlin, Akte Türkei 183/Armenien, Bd.49, R 14098, Mikrofiche 7172)

1918 ???  Armenische Mehrheit? in Ostanatolien? 4 Jahre nach dem Völkermord an den Armeniern?

Keine Ahnung, wo die Wahrheit sich versteckt !

Dr. Ahmet Refii Dener, 25.12.2011

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