Die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung des Wirtschaftswunders stimmen.

Die Türkei legte in den letzten Jahren ein Wachstumstempo an den Tag, das man sonst nur aus den Ländern Ostasiens kennt. Mit 9,2 Prozent expandierte die Wirtschaft 2010 und auch 2011 sind es noch etwa acht Prozent gewesen. Rating-Agenturen priesen die Stabilität der Türkei während der Finanzkrise und die Ratings wurden fast auf „Investment Grade“ angehoben.

Türkische Wirtschaft in schwierigem Fahrwasser
Doch 2011 kam die Wirtschaft immer mehr aus dem Gleichgewicht. Die Inflation stieg Ende 2011 auf 10,2 Prozent und das Wachstum verlangsamte sich. Eine Folge davon: Die Lira wertete 2011 stärker ab als jede andere Schwellenländer-Währung, nämlich um 18 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. So sank die Exportnachfrage und durch die Eurokrise verschlechterten sich die Finanzierungsbedingungen. Und auf Finanzierung von außen ist das Wirtschaftswunder in der Türkei dringend angewiesen: Das Leistungsbilanzdefizit stieg 2011 auf exorbitante 10,4 Prozent. Eine Abwertung ist durchaus ein probates Mittel, um ein solches Defizit wieder auszugleichen. Allerdings sind viele türkische Unternehmen stark in ausländischer Währung verschuldet und das könnte zu Pleiten führen.Die Notenbank spielt eine unglückliche Rolle

Dummerweise verstärkte die Notenbank den Abwertungsdruck noch durch eine undurchsichtige Zickzack-Politik. Auf eine Zinssenkung im August folgten eine 180-Grad-Wende und eine Verschärfung der Geldpolitik im Oktober. Die Stärkung der Lira ist nun erklärtes Ziel. Immerhin brachte dieser Kurs wieder etwas Vertrauen zurück und führte dazu, dass die Zinsen türkischer Anleihen erneut fielen. Auch die Lira konnte seit Jahresbeginn zulegen. Im Oktober 2011 hat EUR/TRY noch ein Allzeithoch bei 2,55 TRY markiert, inzwischen ist der Wechselkurs aber wieder bis auf 2,30 TRY gefallen. Doch die Aufwertung der Lira ist auch auf die allgemein wieder gestiegene Risikofreude an den Märkten zurückzuführen. Investments in der Türkei versprechen eben hohe Renditen – besonders wenn der Wechselkurs so günstig ist wie derzeit. Es kann zwar zwischenzeitlich wieder einmal mit EUR/TRY nach oben gehen, aber die Lira dürfte sich weiter stabilisieren.

Fazit
Die Lage in der Türkei schwierig, vor allem wegen des hohe Leistungsbilanzdefizits und der Verschuldung vieler Unternehmen und Haushalte. Das Wachstum wird sich 2012 voraussichtlich auf vier Prozent abkühlen, doch vielleicht ist diese Prognose auch zu skeptisch. Die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung des Wirtschaftswunders stimmen jedenfalls und das wird wieder Investoren anlocken. Auch die Lira wird weiter gefragt sein. Der Einstieg in ein Short-Zertifikat auf den Wechselkurs oder ein Zinszertifikat auf die Lira sollte aber erst bei höheren EUR/TRY-Kursen von 2,35/2,38 TRY erfolgen.

Kaltstart X - Das Buch von Ahmet Refii Dener

Das könnte dich auch interessieren …