Strukturelle Probleme und hohe Düngemittelpreise setzen der türk. Landwirtschaft zu

Ankara. Der Präsident der türkischen Landwirtschaftskammer, Semsi Bayraktar, nahm bei seiner Rede zum Jahresbericht 2011 kein Blatt vor den Mund: Sollte die Produktivität der Landwirtschaft weiterhin sinken, sei in der Türkei längerfristig mit Hunger zu rechnen, warnte er. Denn obwohl die Türkei bei landwirtschaftlichen Produkten zu den größten Erzeugerländern der Welt zählt, plagen die türkischen Bauern massive Probleme.

Einerseits setzen ihnen die gestiegenen Düngemittel-und Treibstoffpreise zu, andererseits steht dem Sektor der Strukturwandel großteils noch bevor: Zwar ist die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten seit dem Jahr 2000 von 7,8 Millionen auf 5,2 Millionen Menschen zurückgegangen. Dennoch stellen sie immer noch 24 Prozent der Gesamtbeschäftigten des Landes. Vor allem im ländlichen Bereich ernähren sehr kleine Höfe oft die gesamte Großfamilie. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte sind dabei marktwirtschaftlich orientiert, langfristige Agrarförderungen gibt es bisher so gut wie nicht.“Die türkische Regierung hat aber erkannt, dass sie handeln muss, und ist bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Gerade die arme, ländliche Bevölkerung sind ja auch AKP-Wähler”, sagt Konstantin Bekos, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Ankara.

Ähnlich wie Österreich

Laut Bekos könnte die Türkei dabei viel von Österreich lernen: Auch in Anatolien seien Landwirte mit Extremlagen konfrontiert, wie sie die österreichischen Bergbauern bearbeiten. Insgesamt hat die Türkei eine landwirtschaftliche Nutzfläche von rund 47 Millionen Hektar. Der durchschnittliche türkische Bauer bewirtschaftet aber nur rund 61 Hektar. Flächenzusammenlegungen, wie sie in Österreich vor 30 bis 40 Jahren stattgefunden haben, sind daher nötig.

Bekos zufolge gibt es auch schon Consultants aus Österreich, die die Türkei in Sachen Agrarreform beraten. Er hofft aber, dass es noch zu größerer Zusammenarbeit, etwa auch auf ministerieller Ebene, kommt: “Wenn es gelingt, das lokale Geschäft hier auszubauen und zu modernisieren, kann Österreich langfristig stark profitieren”, ist Bekos überzeugt. Schließlich ist die Türkei bei Haselnüssen, Pistazien, Obst und Gemüse wichtiger Exporteur, allen voran für die Länder des Nahen Ostens.

10-Milliarden-$-Markt

Darüber hinaus ist die Türkei auf den Import landwirtschaftlicher Maschinen angewiesen. Zwar gibt es im Land selbst bereits rund 1000 Hersteller. Vor allem bei Spezialgeräten besteht aber Bedarf aus dem Ausland. Und das Geschäft dürfte sich lohnen: Immerhin ist der türkische Lebensmittelverarbeitungssektor zehn Milliarden US-$ schwer.

http://www.wirtschaftsblatt.at/home/international/osteuropa/tuerkische-landwirtschaft-steckt-tief-in-der-krise-506811/index.do

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