Internet-Friedhof

Ich ordnete meine Gedanken und plante im Kopf die kommende Woche. Dabei musste ich auch meine Aktivitäten im Social Media auf verschiedenen Plattformen planen. XING.com und mein Blog https://ichmeinsgut.de Facebook http://www.facebook.com/ichmeinsgut.de und Twitter http://www.twitter.com/DasChinaEuropas sind meine Hauptinstrumente. Mit LinkedIn versuche ich mich seit Jahren anzufreunden.  Keine Ahnung warum, aber bei denen fühl ich mich seit jeher unwohl. Das meine Beiträge in meinem Blog und sonstigen Gruppen und Foren gut ankommen, treibt mich immer mehr nach vorne. Um die Qualität halten zu können, was mir bei allem was ich mache ganz wichtig ist, investiere ich oftmals am Stück aber zumeist in der Summe 2 Stunden am Tag dafür.

Egal, bei all den Überlegungen hat es “Klick” gemacht ! Meine “Hard-Disk” (Hirn) verarbeitete die Gedanken im Bezug auf Social Media und meine Internetaktivitäten und stellte dir Frage : “Was ist eigentlich, wenn du nicht mehr da bist ?”

Eine durchaus interessante Frage. Was ist wenn ich tot bin ? Die Taste “Tot” gibt es auf der Tastatur und im Internet nicht und wer sollte diese überhaupt betätigen, wenn es sie denn geben würde. Die Fragestellung hatte mich eingefangen. Zuerst kam mir der Gedanke, dass die Menschen, die mich kontaktieren, von mir enttäuscht sein würden, weil ich mich nicht zurückmelde. Dann musste ich schmunzeln und dachte “soll dir doch egal sein, du bist nicht mehr da”.

Dann dachte ich an die vielen Personen, mit denen ich mich gut Freund nenne und auch an die Frau, die ich zu lieben begonnen hatte und mich mit ihr  aufgrund der Entfernung nur übers Internet unterhielt. Alle Räder würden stillstehen. Wie sollen die Menschen davon erfahren, dass es mich nicht mehr gibt ?

Bin ich diesen Menschen so wichtig, dass sie nach mir recherchieren ? Auch wenn einige recherchieren sollten, wie wird der Rest davon erfahren ? Sollten oder müssten sie gar darüber in Kenntnis gesetzt werden ? Es kommt oft vor, dass man auf einem Plattform nicht mehr dabei sein möchte und es einschlafen lässt oder weil man ein Profil nicht löscht, weil man nicht weiß “wie” (ich möchte z.B. mit meinem privaten Profil bei Facebook raus, nur denke ich, dass dann auch meine ichmeinsgut.de Gruppe rausfliegt bzw. ich keinen Zugang mehr dazu habe. Also lasse ich lieber die Finger von solch einem Vorhaben).

Nun gut, das alles kann man als Toter gut verkraften 🙂 aber was ist mir der “einen” Person ? Die erste Zeit wird sie denken “was ist los, habe ich was falsch gemacht, warum meldet er sich nicht?”. Danach wird es schon heikel mit ihren Gefühlen. Sie wird dem Ganzen keinen Sinn geben können und sollte sie über diese Zeit  hinweg gekommen sein, wird sie wahrscheinlich sagen “er ist halt wie alle anderen Männer auch”, aber ich denke eine gewisse Trauer, ein ungutes Gefühl oder viele Fragezeichen werden zurückbleiben und einen für lange Zeit belasten. Aus der Sicht dieser einen Person besteht immer noch die Hoffnung, dass die inaktiven Profile, die ihr bekannt sind, irgendwann wieder aktiviert werden aber nichts wird passieren.

Skype-Namen, Facebook, Twitter & Co., Mail-Adresse oder Telefonnummer, alles für den Müll.

Basierend auf den Informationen des CIA World Factbook wird die Weltbevölkerung im Juli 2009 vorausichtlich auf 6.790.062.216 Menschen angewachsen sein. Bei der erwarteten Sterberate von 8,2 Todesfällen auf 1.000Einwohner würde dies 55.678.510,17 Todesfällen pro Jahr entsprechen. Bei 365 Tagen im Jahr käme man dann auf 152.544 Todesfälle pro Tag bzw. etwa 1,76 Todesfälle pro Sekunde. http://frag.wikia.com/wiki/Wie_viele_Menschen_sterben_t%C3%A4glich_in_Deutschland

Facebook hat 1 Mrd. Mitglieder angepeilt. Also wird bald jeder 7. Mensch bei Facebook sein. Das bedeutet aber auch, dass täglich ca. 22.000 Facebook-Mitglieder dahinscheiden, aber immer noch als existent mitgezählt werden.

Das könnte auch in manchen Fällen als Erklärung dafür herhalten, wenn  eine kontaktierte Person auf meine Kontaktanfrage nicht reagiert hat. Jetzt wird mir auch bewusst, dass wir gelegentlich vergeblich versuchen, mit Toten Kontakt aufzunehmen.

Eventuell sollten, je nach Wichtigkeit, auch Benutzernamen und Passworte verschiedener Plattformen in ein Testament einfließen 🙂

“Meinen Blog https://ichmeinsgut.de überlasse ich ….”, “meine XING Gruppe D Project http://www.xing.com/net/dproject sollen zu gleichen Anteilen, die ModeratorenInnen … führen”…

Das Thema sollte uns zum Nachdenken bewegen. Wie nah wir uns über das Internet sind, wenn es uns gibt, aber sind wir mal weg…

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