Türkische Süper Lig Meister der Verschleierung

16.05.2012 ·  In der Türkei geht eine skandalöse Saison mit dem Titelgewinn von Galatasaray Istanbul zu Ende. Die Fußballliga selbst begibt sich nicht auf Täter-Suche. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.Ganz kurz stand wieder einmal der Sport im Mittelpunkt: Galatasaray Istanbul ist türkischer Fußball-Meister 2012 – der insgesamt 18. nationale Meistertitel. Es ist das Ende einer skandalösen Saison. Denn nach dem schweren Manipulationsskandal, der im Sommer aufgedeckt worden war, versucht man in der Türkei alles, die Hintergründe zu verschleiern.
Zur Bestechung gehören immer zwei
Bis jetzt ist nur ein Fußballprofi belangt worden, Ibrahim Akin vom Erstligaklub Gaziantepspor. Nach Presseberichten hat sich Akin in der vergangenen Saison, damals noch als Spieler des Istanbuler Vereins IBB, vom Meister Fenerbahce bestechen lassen. Dafür wurde er jetzt vom Disziplinarausschuss des Verbandes (PFDK) mit einer dreijährigen Sperre bestraft. Doch das Merkwürdige ist: Außer Akin wurde niemand sonst wegen Unregelmäßigkeiten beim fraglichen Spiel zwischen IBB und Fenerbahce zur Rechenschaft gezogen. Er ist nach offizieller Ansicht des Verbandes ein Spieler, der sich bestechen ließ – dass zur Bestechung immer zwei gehören, ist dem Verband offenbar entgangen.Der Ausschuss des Verbandes bestrafte neben Akin zwar noch neun andere Spieler und Funktionäre mit Sperren, doch alle Vereine der obersten Liga wurden vom Vorwurf der Manipulation freigesprochen. Damit kommt der Verband offiziell zu dem Schluss, dass Schiebereien in der vergangenen Saison das Werk von Einzelpersonen waren, die ohne Wissen ihrer Arbeitgeber bei den Klubs handelten.
Staatsanwaltschaft versus Fußballfunktionäre
Die Istanbuler Staatsanwaltschaft sieht das partout anders sieht. Sie ließ im vergangenen Sommer nach monatelangen Ermittlungen mehrere Dutzend Spieler und Funktionäre festnehmen, darunter Aziz Yildirim, den mächtigen Präsidenten von Meister Fenerbahce. Seit Februar stehen Yildirim und rund 90 andere Angeklagte vor dem Richter. Die Staatsanwaltschaft will beweisen, dass sie eine illegale Organisation mit dem Ziel der Manipulation von 18 Spielen bildeten.In der Öffentlichkeit macht sich der Eindruck breit, Yildirim und Fenerbahce sollten geschont werden. Noch ist nicht bekannt, wie der europäische Verband auf die neueste Wendung im türkischen Skandal reagiert. Auch die kürzliche Entscheidung, die bisher vorgesehene Relegation von Vereinen nach Spielmanipulationen durch einen begrenzten Punktabzug zu ersetzen, dürfte bei der Uefa aufmerksam analysiert werden. Laut PFDK müssen die Vereine derzeit nicht einmal einen Punktverlust befürchten. Nach Bekanntwerden des Skandals im vergangenen Jahr sorgte die Uefa dafür, dass Fenerbahce Istanbul als einer der beschuldigten Vereine trotz des Meistertitels aus der Champions League zurückgezogen wurde. Das ist auch für die neue Champions-League-Runde denkbar.

http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/tuerkische-sueper-lig-meister-der-verschleierung-11750061.html

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