«Die Türkei ist ein Powerhaus» – Schweizer wollen türkische Touristen gewinnen

Das Tourismusland Schweiz soll sich besser vermarkten können. Dazu hat der Nationalrat in der heutigen Budgetdebatte weitere 12 Millionen Franken für Schweiz Tourismus bewilligt. Insgesamt sind es nun 67,9 Millionen Franken. In der Debatte führte Nationalrat Olivier Feller (FDP, VD) aus, dass Schweiz Tourismus mit den zusätzlichen Mitteln neue Märkte erschliessen könnte – etwa in der Türkei und in Indonesien.
Was ist vom Fokus auf diese Länder zu halten? «Die Türkei ist ein Powerhaus mit rasantem und starkem Wirtschaftswachstum», sagt Christian Laesser, Professor am Forschungszentrum für Tourismus und Transport der Universität St. Gallen, auf Anfrage. Er sieht sowohl in der Türkei als auch in Indonesien ein grosses Potenzial für die Schweiz als Tourismusdestination. «In diesen Ländern wächst eine reisefreudige und zahlungskräftige Mittelschicht heran.»
Alternative Routen bewerben
Es sei sinnvoll, wenn Schweiz Tourismus den Fokus auf die sogenannten neuen Märkte richte, so Laesser. «Wenn alte Märkte wie etwa die europäischen zusammenbrechen, muss man neue suchen.» Dies seien unter anderem Brasilien, Russland und asiatische Länder. Aber auch Rohstoffländer hätten Potenzial, zudem sei Afrika als Markt nicht zu unterschätzen. Das gesprochene Geld für Schweiz Tourismus sollte laut Laesser nicht nur in die Promotion – speziell in Asien – investiert werden, sondern auch in das Tourismusprodukt in der Schweiz. «Gäste aus diesen Ländern haben andere Bedürfnisse als Besucher aus dem europäischen Raum.»
Wie Laesser weiter ausführt, wollen viele Leute aus den neuen Märkten jeweils die Klassiker – zum Beispiel Zermatt, Interlaken oder das Jungfraujoch – besuchen. Diese Destinationen müsse man nicht mehr stark bewerben, sie seien Selbstläufer. Es gelte nun, in den neuen Märkten vermehrt Werbung für andere Orte zu machen. Wie Laesser weiss, ist Schweiz Tourismus dabei, alternative Reiserouten auszuarbeiten. Eine Anregung dazu machte Nationalrat Feller in der heutigen Budgetdebatte: Die Unesco-Welterbe-Regionen sollten mit den Reiserouten in Europa und der Schweiz verbunden werden.
Alte Märkte nicht vernachlässigen
Bei allem Potenzial der neuen Quellmärkte: Laesser mahnt, die alten Märkte nicht zu vernachlässigen – auch wenn die Besucherzahlen aus diesen Ländern, speziell aus Deutschland, stark zurückgegangen seien. «Je besser Schweiz Tourismus in einem Markt Fuss gefasst hat, desto eher holt man von dort Gäste in die Schweiz.»
Die Beachtung der bisherigen Märkte sei insofern wichtig, als das Minus von dort nicht kompensiert werde durch die wachsenden Besucherzahlen aus China, Indien und den Golfstaaten, so Laesser weiter. «So stark die Gästezahlen aus dem Mittleren und Fernen Osten steigen: Dies findet auf relativ tiefem Niveau statt.» Weil zudem die Bevölkerungszahl in den Golfstaaten vergleichsweise klein sei, sei der dortige Markt relativ begrenzt.
(baz.ch/Newsnet)
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