Vor dem Papstreise – Daten und Fakten zu den Katholiken in der Türkei

Zentrales kirchliches Statistikbüro im Vatikan veröffentlichte im Hinblick auf die Papstreise Zahlenmaterial Der Vatikan hat im Hinblick auf die bevorstehende Pastoralreise von Papst Franziskus in die Türkei vom 28. bis 30. November Zahlen über die katholische Kirche des Landes veröffentlicht. Nach Angaben des Statistikbüros vom Donnerstag gibt es nur 53.000 Katholiken in der Türkei.

Laut Pro Oriente dürfte die Zahl jedoch weit höher liegen, weil es viele katholische Immigranten aus benachbarten Ländern gibt und auch das Phänomen der “Geheimchristen” eine Rolle spielt. Dabei handle es sich um Familien, “die über Generationen hinweg dem katholischen Glauben treu bleiben, obwohl sie dies nach außen nicht kundtun”.
Den offiziellen Vatikan-Angaben zufolge gibt es in der Türkei derzeit sieben katholische Verwaltungseinheiten (Diözesen oder Apostolische Vikariate), 54 Pfarrgemeinden und 13 Seelsorgezentren. Die Gläubigen werden von sechs Bischöfen, 58 Priestern, sieben Ordensbrüdern, 54 Ordensschwestern und zwei ständigen Diakonen betreut. Derzeit bereiten sich vier Seminaristen auf die Priesterweihe vor. Auch zwei Mitglieder von Säkularinstituten, sieben Laienmissionare und 68 Katechisten sind im pastoralen Einsatz.

Weiter gibt es in der Türkei 29 katholische Bildungseinrichtungen wie Kindergärten, Volksschulen, Sekundärschulen, Gymnasien und Spezialschulen, zu denen auch das von österreichischen Lazaristen betriebene St.-Georgs-Kolleg in Istanbul zählt. Unter den drei katholischen Krankenhäusern befindet sich das von österreichischen Barmherzigen Schwestern getragene St. Georgs-Krankenhaus in Istanbul, zudem betreibt die Kirche zwei Kliniken und fünf Senioren- bzw. Behindertenheime.

Viele Gläubige nicht erfasst

Auf eine deutlich höhere Zahl von Katholiken lassen Schilderungen des früheren Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Donato Squicciarini (1927-2006) schließen. Als junger Nuntiaturrat in Ankara und Istanbul hatte er laut Stiftung Pro Oriente bei Besuchen in türkischen Provinzstädten oft die Sonntagsmessen voll besetzten katholischen Kirchen gefeiert.

Die beinahe durchgehend in der Reformperiode 1839-1914 (“Tanzimat”) errichteten oder renovierten Gotteshäuser seien, anders als die oft zweckentfremdeten orthodoxen Kirchen, intakt und benutzbar gewesen. Anwohnende Familien hätten die Kirchenschlüssel verwahrt. Pro Oriente nennt weiter den 2010 ermordeten Apostolische Vikar von Anatolien, Bischof Luigi Padovese. Dieser habe von “zehn bis zwölf Millionen” Christen verschiedener Konfessionen in der Türkei geprochen.

Blütezeit vor 1914

Verglichen mit der Situation der Tanzimat-Periode vor 100 Jahren ist die heutige katholisch-kirchliche Situation in der Türkei jedoch nur ein schwacher Abglanz: Christliche Kirchen im ganzen Osmanischen Reich waren damals aufgeblüht, auf Basis zweier Grundsatzdokumente von 1839 und 1856, die allen Staatsbürgern zumindest auf dem Papier Gleichberechtigung einräumten und in der Scharia-Regel festgelegte Einschränkungen für Kirchen wie das Verbot von Kuppelkirchen, Glockentürmen und Mission sowie die Kopfsteuer “Dschizya” aufhoben. Zentren des Katholizismus waren damals Konstantinopel, Smyrna (Izmir) und die ostanatolischen Vilayets (Provinzen).

Ein jähes Ende fand die Aufwärtsbewegung für die Diözesen des lateinischen, armenischen, chaldäischen und syrischen Ritus in Ostanatolien ab April 1915 durch die von einem Regierungskomitee inszenierte Vernichtungskampagne gegen die Christen. Bis auf wenige Überbleibsel wie etwa im bis 1939 französischen Sandschak von Alexandrette wurden die Kirchen zerstört. Manche der katholischen Verwaltungseinheiten wie etwa das Apostolische Exarchat des byzantinischen Ritus in Istanbul sind durch den Wandel in Politik und Gesellschaft auf eine Handvoll Gläubige zusammengeschmolzen.

Rechtslage für Kirche schwierig

Heute stellt das Fehlen einer öffentlich-rechtlichen Struktur der Glaubensgemeinschaft für das ganze Land ein großes Problem für das Wirken der katholischen Kirche in der Türkei dar. Auch die christlichen Gotteshäuser, Schulen, Krankenhäuser und anderen kirchlichen Einrichtungen werden in der Türkei nach islamischem Vorbild von einzelnen “frommen Stiftungen” (Vakiflar) getragen. In der für die Stiftungen zuständigen Generaldirektion in Ankara gibt es eine eigene Abteilung für die christlichen Stiftungen, die von einem Christen geleitet wird.

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