Libyen gegen Türkei 3 : 0

Jedes Mal stand die Chance 50:50, dass man sich für den richtigen Führer entscheidet, der später das Sagen in dem jeweiligen Land hat.

Auch im Falle Libyen scheint die Türkei wieder auf das falsche Pferd gesetzt zu haben.

Die türkischen Unternehmen haben momentan Forderungen von 4,2 Mrd. USD in Libyen und so wie es ausschaut, können sie diese abschreiben. Das sind nur die in Rechnung gestellten Forderungen. Hinzu kommen noch die Gerätschaften und sonstiges Eigentum der Unternehmen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf ein schriftliches Statement der Regierung in Tobruk berichtete, hat das libysche Ministerkabinett unter Al-Thinni beschlossen, dass alle Verträge mit ausländischen Unternehmen vor allem im Ölsektor, einer Überprüfung unterzogen würden. Türkische Firmen würden von Unternehmungen in Libyen ausgeschlossen.

Ein Bann für türkische Firmen würde aber nur im Einflussbereich der Regierung Al-Thinnis, dem Osten Libyens, Gültigkeit besitzen. Der Großteil des Westens ist unter Kontrolle der von Islamisten dominierten Gegenregierung in Tripolis.

Al-Thinni bezichtigt die Türkei, sich auf die Seite der Islamisten in Tripolis geschlagen zu haben. Er soll zudem in einem Interview mit der arabischen Zeitung “Asharq al-Awsat” erklärt haben: “Wir haben starke Beweise, dass die Türkei ausländische Terrororganisationen unterstützt”, berichteten türkische Medien am Montag. Damit gefährde die Türkei die Sicherheit und Stabilität des Landes. In Folge könnten türkische Firmen ihrer Investitionen verlustig gehen, betonte er.

Der türkische Außenamtssprecher Tanju Bilgic warf der Interimsregierung “Feindseligkeit” und eine “verantwortungslose Haltung” vor und drohte mit “notwendigen Maßnahmen”, sollte sich diese nicht ändern. Gleichzeitig hob er die türkische Wiederaufbauhilfe nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi hervor.

Gaddafis Libyen war seit den 1970er-Jahren bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 90er-Jahre einer der wichtigsten Partner für die türkische Bauindustrie. In diesem Zeitraum setzten türkische Baufirmen weit mehr als 500 Bauvorhaben um. Vor dem Sturz des Diktators vor dreieinhalb Jahren waren etwa 200 türkische Unternehmen an Bauprojekten in Libyen im Wert von 15 Milliarden Dollar beteiligt.

In ihrem Gefolge waren rund 25.000 türkische Arbeiter, die im Land zum Einsatz kamen. Mit Beginn des libyschen Aufstandes mussten die türkischen Unternehmen samt ihrer Belegschaft aufgrund der unübersichtlichen Sicherheitslage das Feld räumen. Sie verließen das Land, die Projekte wurden gestoppt.

Anfang 2013 keimte Hoffnung auf, dass eine Rückkehr nach Libyen möglich sein könnte. Aber einem aktuellen Bericht der türkischen Bauunternehmervereinigung (TMB) zufolge war die Bilanz der 2014 abgeschlossenen Projekte im Vergleich zu den letzen Jahren eher dürftig, vor allem aufgrund der Einbrüche in den Bürgerkriegsländern Irak und Libyen.

Quelle

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