Türkische StartUps und warum die meisten zum Scheitern verurteilt sind

Warum die meisten Internet-StartUps u.a. in der Türkei unmöglich erfolgreich sein können, habe ich hier nur an einem einzigen Beispiel aufgezeigt.

Natürlich gibt es noch viele andere Gründe, aber das hier ist mit eines der Hauptgründe.

„Ich würde gerne wissen wollen, was Sie von meinem Projekt halten und wie Sie mir helfen können?“. So fangen die Gespräche zumeist an.
Es sind junge Türken, die alle, nach eigener Einschätzung (eigentlich sollte es Überschätzung heißen) eine tolle Idee haben, wie sie im Internet Geld verdienen können.
Was die Idee ist, bleibt im Dunkeln und wird nie ganz offenbart. Das ist „typisch Türkisch“. Vertraue niemals deinem Gegenüber, heißt die Maxime.

Gesetzt den Fall, es wäre Geld da, wie soll man dennoch weiterkommen, wenn man so schweigsam ist und nicht einmal bereit ist, mit der Geschäftsidee raus zu rücken ?

„Es hat was mit Versicherungen zutun“. Sofort fühle ich mich wie in einer Ratesendung.
„Wollen Sie Versicherungen über das Internet anbieten ?“
„Ja, fast, aber es gibt noch eine Besonderheit dabei“.
Schon sind wir da angekommen, wo wir bei allen Vorhaben stehen. Die Besonderheit des Projektes ist so speziell, aber gleichzeitig leicht kopierbar, dass der angehende Geschäftsmann sich nicht traut, diesen preis zu geben.

Der Initiator schätzt sein Vorhaben immer als sensationell und konkurrenzlos ein. Auch gibt es viele, die einfach nur den Betrag nennen, was sie benötigen.
„Meinen Sie, dass ich 500.000 Euro gegen ¼ der Anteile an meinem Portal bekommen könnte ?“. (nicht vergessen, das Portal ist nur angedacht und existiert nicht einmal).
„Wenn ¼ gleich 500.000 EUR sind, müsste ja Ihr StartUp 2 Mio. EUR Wert sein“.
Die Antwort darauf ist kurz und bündig : „Ja !“
„Warum nehmen Sie an, dass Ihr Unternehmen diesen Betrag Wert ist ?“
„Nein, ich brauche diesen Betrag und ist der Erfolg mal da, dann ist das Unternehmen natürlich wesentlich mehr Wert als die genannten 2 Mio. Euro“.
„Wenn ich Sie richtig verstehe, dann glauben Sie 500.000 EUR zur Realisierung Ihres zu benötigen und sind innerlich bereit einen Mitgesellschafter mit ¼ der Anteile zu dulden“.
„Das haben Sie aber jetzt zu hart ausgedrückt“.

Jetzt stelle ich die Frage, wo ich die Antwort sowieso kenne : „Haben Sie einen Businessplan?“.
„Das werde ich noch machen ?“.
„Wie, ohne Businessplan wissen Sie, dass Sie 500.000 EUR benötigen ? Wie wollen Sie das Geld den verwenden ?“.
„Das Meiste davon geht für die Programmierung drauf“.
Ich möchte den Fall nicht noch detaillierter schildern. Da bleibt mir jetzt schon die Luft weg.

Die türkischen StartUps der Internet-Szene sind zumeist e-Commerce Portale. Erfolgreich sind nur die die mit Geld am Start sind.

Auf die Frage : „Welchen Alleinstellungsmerkmal haben Sie ?“, muss die Antwort lauten : „Wir haben Geld !“

Das ist bei den türkischen StartUps, muss nicht einmal ein Internet-Projekt sein, wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal erster Güte.
Ich denke, da kann man ansetzen. Wer heute ein Internet-Projekt in der Türkei, wie woanders auch realisieren möchte, muss erst mal über die nötigen Finanzmittel verfügen. Diese müssen, laut Businessplan, realistisch dargestellt sein. Wie diese o.g. Person, der es nicht einmal für nötig erachtet hat, einen Businessplan zu erstellen, den Finanzbedarf richtig einschätzen soll, bleibt ein weiteres großes Fragezeichen.

Da ein Businessplan bei den türkischen StartUps nur nach Anforderung der Bank erstellt wird, weiß man bis dahin nie, was an Finanzmitteln nötig ist. Da man von Anfang an annimmt, dass kein Geld von der Bank zu bekommen ist, geht man erst gar nicht hin. Also hat man auch kein Businessplan und nichts Genaues weiß man.

Übrigens, in der Türkei gibt es eine Handvoll Business-Angels, die nach der Geist der Zeit agieren. Diese aber auch nur deshalb, weil sie ihre Portale zu hohen Preisen an die Ausländer verkaufen konnten (gittigidiyor.com, yemeksepeti.com, markafoni.com). Alle anderen potentiellen türkischen Investoren kann man in der Pfeife rauchen. Für Ideen und neue Konzepte gibt es kein Geld von denen.

Wäre damals Marc Zuckerberg gekommen, um die nötigen 500.000 USD für Facebook in der Türkei zu organisieren, hätte man ihm gesagt : “Lassen Sie das Projekt mal 1 Jahr laufen, wenn es dann immer noch funktioniert, bekommen Sie den Betrag”.

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