…und eine schöne Geschichte zum Bayram

Allen, die es betrifft, wünsche ich ein gesegnetes Bayram-Fest.

Der Bayram hat, der gebeutelten Tourismusbranche der Türkei, in den 9 Feiertagen (geht noch bis zum 11.07.), viele Gäste beschert. Inländische Touristen. Istanbul ist leer. Die Menschen tummeln sich an der Ägäis und der Mittelmeerküste. Gestern gab es Staus und Verkehr in Alanya, die wir dieses mal genossen haben.

Hier noch eine schöne Geschichte zum Bayram.

Vor einigen Wochen war in einem der Top-Hotels von Istanbul, im Shangri La – Besiktas, direkt am Bosporus, ein Beschneidungsfest. Der Sohn von Baran Korkmaz, einem Geschäftsmann aus Kars, war beschnitten wurden.

Mit dem Beginn der Feierlichkeiten greift Baran ans Mikrofon und steigt auf die Bühne. „Liebe Freunde, diese Feierlichkeit haben wir mit meiner Frau schon fünfmal verschoben. Immer wieder kamen Menschen durch Bombenanschläge um. Dann aber haben wir gesagt, wenn wir immer weiter warten, wird unser Sohn in einem Alter sein, wo er zur Militär gehen muss… Dann haben wir beschlossen, die Feier doch noch zu machen.“ Die Gäste waren gerührt von den Worten Barans. Er sprach weiter: „Gleich werde ich, jedem von Euch einen kleinen Beutel verteilen lassen. Tut bitte Eure Geschenke da rein und schreibt Euren Namen auf.“

Die Gäste, darunter Minister, Gouverneure, Geschäftsleute, Künstler, waren geschockt. Im Saal wehte ein kalter Wind. Was war das für eine Unhöflichkeit, ja Plumpheit?

Ohne sich zu schämen wollte der Mann wissen, wer was geschenkt hat. Dann sagt er noch “vergisst nicht noch Eure Adressen aufzuschreiben”.

Im Saal wurde es lauter. Ein älterer Mann sagte: “Komm, lass uns gehen, in diesem Saal bleibe ich keine fünf Minuten länger.”

Baran sprach weiter: “Jetzt fragt Ihr Euch, mit dem Geschenk (zumeist Golddukaten) ist in Ordnung, aber warum noch die Adressen?” “Ich erkläre es Euch. Ich stamme aus einer armen Familie in Kars. Ich konnte keine Schule besuchen. Als ich nach Istanbul gekommen bin, habe ich die tiefsten Gründe der Armut erlebt. Auf Parkbänken habe ich geschlafen und träumte damals nur einen Traum, die ich unbedingt verwirklichen wollte. Ich wollte den Westen und den Osten des Landes näher bringen. Unser Gouverneur aus Kars ist ebenfalls unter den Gästen. Vor der Feierlichkeit habe ich von ihn erfahren, dass dort dringend eine Heim für junge Schülerinnen nötig ist. Mit meiner Frau haben wir beschlossen, all die Geschenke, die Ihr heute meinem Sohn macht, für dieses Mädchenheim zu spenden.

baran korkmazDie Mädchen, die in diesem Heim wohnen werden, sollen am ersten Tag Ihre Namen und Adressen bekommen. Sie werden Euch allen Briefe schreiben und sich bei Euch bedanken.”

(Baran ist ein großer Wohltäter. Er hat schon in der Region seiner Geburtsstadt Kars, viele Schulen, Heimen und sonstige Einrichtungen bauen lassen.)

Nach der Rede von Baran brach ein frenetischer Applaus aus. Die Menschen klatschten und hatten allesamt Tränen in den Augen. Danach wurde der Ballsaal des Hotels Zeuge einer großen Spendenaktion. Ein Unternehmer versuchte, neben der Golddukate noch sein Armbanduhr in den Beutel zu packen. Eine Dame bat um einen zusätzlichen Beutel, weil die Schmuckstücke, die sie trug, nicht in eines reinpassten.

Am Ende kamen 1.870.000 TL zusammen, die man an den Gouverneur der Stadt Kars übergab. So wurde ein Teil des Traums des Jungen, der damals Kars Digor verließ und nach Istanbul zog, abermals wahr.

Baran Korkmaz ist heute 37 Jahre alt und Chef der SBK Holding, der ausländische Investment Fonds in die Türkei führt und platziert. Ein Großteil seiner Gewinne fließen in soziale Projekte. In Istanbul fing Baran als Schuhputzer an. Er sagte mal: “Heute gebe ich den Kindern derer, die mir als Schuhputzer Trinkgelder gaben, Stipendien.”

Seinen sechsjährigen Sohn schickte er letztes Jahr im Sommer Simit (Sesamringe) verkaufen. Wahrlich einer, den man nur bewundern kann.

Danke Baran Korkmaz.

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