Türkei – Kaum mehr Bares in der Wirtschaft

dollarhausDas Geld ist knapp allerorts in der Türkei. Das bringt die Immobilie vielfach als Zahlungsinstrument ins Spiel. Eigentlich war es im Baugewerbe der Türkei gang und gäbe, anstatt Geld die Immobilie zu geben. Nun ersetzt die Immobilie auch in anderen Wirtschaftszweigen das Geld.

Die Schecks, die zur Zahlung fällig werden, werden auf Bitten der Aussteller, nicht bei der Bank eingereicht sondern mit einer Immobilie getilgt.

Im Baugewerbe wird im Besonderen Beton mit Immobilien bzw. Grundstücken bezahlt. Rahmi Cuhaci von der Ilhan Trading sagt, dass die Bauunternehmen auf einem großen Bestand an Objekten sitzengeblieben wären.

Er berichtet, dass ein Bauunternehmer, der eine offene 5 Mio. TL Rechnung hat, diese mit Wohnungen im Wert von 10 Mio. TL begleicht und weiteren Beton im Wert von 5 Mio. TL fordert.

Die Betonlieferanten gehen dann hin und bezahlen die Zementwerke ebenfalls mit Immobilien. Nur bringt das auch den Zementlieferanten in Not, denn er muss z.B. die Kohle, die er in der Produktion verbrennt, in bar bezahlen. Dann wird die Kohle auch noch aus Mosambik importiert, gegen harte Devisen. So schließt sich der Teufelskreis.

Die Zementwerke müssen die Immobilien und Grundstücke akzeptieren, denn sonst bleiben die Rechnungen unbezahlt. Bald werden die Zementwerke statt Geld tausende von Immobilien besitzen und ihrerseits in Schwierigkeiten kommen, wenn sie denn schon nicht sind.

Der Vorstand der Handelskammer von Istanbul, Serdar Urfalilar sagt, dass seit 2-3 Jahren, nicht mehr nur die großen, sondern auch die kleineren Unternehmen Ware gegen Immobilien tauschen.

Die Situation hat neue Barter-Unternehmen auf dem Plan gerufen. Das sind Unternehmen, die die Tauschgeschäfte organisieren. Der Unternehmer, der kein Bares mehr hat, bringt seine Immobilien zum Barter Unternehmen, der es in Geld umwandelt und sieht, wie er seinerseits die Immobilie verkauft bekommt. Das Geschäft ist kompliziert und riskant zugleich. Viele Barter-Unternehmen können die Risiken nicht verkraften und gehen Pleite.

Ein Barter Verantwortlicher berichtet: „Für ein Verpackungsunternehmen kaufen wir von einem Catering-Unternehmen die Mittagessen. Das Verpackungsunternehmen beliefert eine Keramikfabrik mit Kartons. Der Keramikhersteller beliefert das Bauunternehmen mit Keramikplatten. Mit den Immobilien, die wir vom Bauunternehmen bekommen haben, bezahlen wir das Cateringunternehmen. Da wir aber die Immobilie nicht verkauft bekommen, übergeben wir diese an das Cateringunternehmen weiter.“

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