Wenn Kinder im Gefängnis aufwachsen müssen

Laut Angaben des Justizministeriums der Türkei sind 560 Kinder (0 bis 6 Jahre) mit ihren Müttern in türkischen Gefängnissen fast mitinhaftiert.

Zum April 2017 waren 516 Einzelkinder und 44 mit ihren Geschwistern bei der Mutter im Gefängnis.

Bei einer verhafteten, oder verurteilten Mutter in der Türkei gibt es drei Möglichkeiten:

  • Wenn Außerhalb jemand da ist, der auf die Kinder aufpassen kann, bleiben die Kinder bei dieser Person, oder Familie.
  • Ist niemand da, müssen die Kinder bei der Mutter im Gefängnis bleiben.
  • Sollte die Mutter das nicht wünschen, werden die Kinder unter staatliche Obhut gestellt und in Heimen untergebracht.

DIE MÜTTER MIT KINDERN SIND DOPPELT GEFANGEN

Die Mütter mit Kindern sind unter anderen Häftlingen nicht gerne gesehen, denn Kinder können nun mal laut sein. „Psssst!“, „Ruhe!“ und die Folge ist, dass sich die Mutter und die Kinder nicht mehr trauen zu sprechen. So passiert es, dass die Kinder kaum, oder schlecht, das Sprechen lernen.

EIN AUFWACHSEN BEI WASSER UND BROT

Die Kinder bekommen keine Extraration an Mahlzeiten. Das Brot, was die Mutter bekommt, soll auch dem Kind reichen. So bekommt das Kind niemals kindgerechte Nahrung, welches für sein Wachstum nötig wäre.

Gibt es mal Teigwaren, Süßes, Fisch, Obst u.a., werden die Kinder nicht mitgezählt. Eine Erwachsenenration für die Familie, mit kaltem und zu großem Metallbesteck.

EINE KINDHEIT OHNE SPIELZEUG

Stofftiere und sonstiges Spielzeug sind im Gefängnis nicht erlaubt.

Auch wenn man kleine Radios und Vogelkäfige haben darf, werden bei Kinderspielzeug immer wieder Gründe vorgebracht, wie: Das hat Batterien, das ist aus Holz…

Schickt, oder bringt jemand technisches Spielzeug ins Gefängnis, werden diese von den Wärtern demontiert und in Einzelteile zerlegt ausgehändigt.

Manche Gefängnisse sollen Aufenthaltsräume für die Kleinen haben. Ob sie dort beaufsichtigt werden und wenn ja von wem, da gibt es widersprüchliche Angaben.

Kinder werden, was Sicherheitsvorschriften angeht, wie Erwachsene behandelt. Egal in welchen Raum sie sich bewegen, immer müssen sie durch ein x-Ray Gerät durch. Haarspanne entfernen, Schuhe und Gürtel ausziehen… Kinder Alltag.

Die Zählungen in der Zelle und Durchsuchungen passieren immer vor den Augen der Kinder. Welche traumatischen Erlebnisse das für die Kinder bedeuten, muss man hier nicht zusätzlich erwähnen. Die Schäden in den Kinderseelen bleiben ein Leben lang.

DIE KINDER WERDEN OHNE DIE ANWESENHEIT DER MUTTER ZUM ARZT GEBRACHT (Wie schrecklich!)

Natürlich gibt es für die Kinder keinerlei hygienischen Vorkehrungen. Die Folge sind ständige Krankheiten. Die Arztzeiten sind einzuhalten. Wenn man an einem Tag krank wurde, an dem kein Arztbesuch erlaubt ist, muss man diesen Tag abwarten. Das gilt auch ohne Ausnahme für die Kinder. Die verschriebenen Medikamente erhält man frühestens in 2 Tagen.

Da in manchen Gefängnissen keine Ärzte anwesend sind, müssen in schwierig geglaubten Fällen, die Patienten ins Krankenhaus gefahren werden. Zumeist in vergitterten Häftlingstransportfahrzeugen. Die Mütter dürfen dabei die Kinder nicht begleiten. Das führt natürlich ebenfalls zu traumatischen Erlebnissen bei den Kleinen.

KEINE BETTEN FÜR DIE KLEINEN

Da die Kinder nicht mitgezählt werden, haben sie demzufolge auch keine eigenen Betten. Die 2 Personenzellen reichen dann überhaupt nicht mehr aus. Schließlich braucht ein Kind mehr Platz als ein erwachsener. Die Folge ist, dass die Kinder die Krabbelphase nicht mitmachen und mit drei Jahren noch nicht gehen und laufen können.

Da Mutter und Kind als eine Person gezählt werden, darf nur die Wäsche einer Person jeweils am Wäschetag gewaschen werden.

UNTER MENSCHENUNWÜRDIGEN VERHÄLTNISSEN IN DER ZELLE

Die Kinder haben keine Chance sich mit anderen Kindern auszutauschen, keine Möglichkeit mit Spielzeug zu spielen, kein Park im Freien. Die Jungs sind ständig mit Frauen zusammen. Viele Jungs fangen an sich die Körperhaare zu rasieren, oder tragen Make-Up auf.

460 der Kinder sind in geschlossenen und manche in Hochsicherheitstrakten untergebracht. Die Folge ist, die Sehnsucht nach dem Himmel, den Vögeln, ja nach natürlichem Licht und Helligkeit überhaupt. Ein Leben hinter Stacheldraht.

KINDERHERZEN MÜSSEN FREI SEIN

Es müssen Bedingungen geschaffen werden, dass die Kinder unter menschenwürdigen Verhältnissen und kindergerecht aufwachsen.

Die Bestrafung gilt der Mutter, nicht dem Kind. Die Kinder sollten zu gewissen Zeiten mit den Eltern sich aufhalten können, wenn möglich außerhalb des Gefängnisses.

Es ist auch möglich, dass man diese Frauen in ein speziell dafür eingerichtetes Gefängnis verlegt, wo das Leben mit den Kleinen, auf diese abgestimmt, möglich ist. So gut es geht!

Natürlich ist das ein hoffnungsloses Unterfangen, in einem Land, wo jeder wegen Nichtigkeiten jederzeit im Gefängnis landen kann, wo sich ein Oberbürgermeister damit rühmt, dass 9 neue Gefängnisse gebaut werden und somit die Wirtschaft floriert.

Türkei, Türkei, auch außerhalb der Bauwirtschaft schaffst du dir überall unnötige Baustellen, bei dem die Menschen, die menschliche Würde nicht zählen. Wie lange noch?

In Zusammenhang mit den Müttern einsitzenden Kindern gibt es und gab es schon immer einzelne Initiativen, die vereinzelt auch halfen, einzelne Aufenthaltsräume von den Kindern zu bessern, aber zu einer Gesamtentspannung der Situation führten diese nicht.

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