Einladung zu gemeinsamen Verlusten

Wer Sonntags arbeitet, kennt das Montagssyndrom nicht, möchte ich als Feststellung vorweg schicken. Allen einen schönen Sonntag. Die Wahlkampfveranstaltungen von Herrn Erdogan sind losgegangen, heißt es in der türkischen Presse. Da fragt man sich, was der Unterschied zu früheren Tagen ist, denn er ist zu jeder Zeit und überall jedem Präsent. Die sog. ‘Wahlkampfveranstaltungen’, davon soll es bis zu den Wahlen 30 Stück geben.

Bei seinen Reden kann man eines feststellen. Er verspricht jedem alles, wie vor jeder Wahl. Warum er diese Vorhaben in den letzten nicht verwirklichte, erfährt man nicht. Das aber was haften bleibt ist, dass er die gesamte Bevölkerung zum gemeinsamen Ruin einlud. “Tauscht alle Eure Devisen um und legt es in türkische Lira an”.

Es gibt tatsächlich Menschen, die diesem Aufruf folgen.

Der USD steht heute (27 Mai 2018, 8:45 Uhr) bei 4,71 TL und der Euro bei  5,49 TL. Eigentlich eine Katastrophe, aber die Volksseele hat sich dermaßen daran gewöhnt, immer wieder Hiobsbotschaften um die TL zu empfangen, dass ein gleichbleibender, aber dennoch hoher Kurs, als Erfolg und Beruhigung der Lage angesehen wird.

Der Finanzminister ist sicher, dass die Regierung am Niedergang der Wirtschaft keinerlei Schuld hat, immer sind es die anderen, die ausländischen Kräfte, die der Türkei böses wollen.

Man kann es nicht genug erwähnen. Die ausländischen Mächte müssen verrückt sein, wenn sie der Türkei etwas Böses wollen. Satte 450 Milliarden USD haben sie zu bekommen von der Türkei. Was nützt denen, wenn die Türkei bankrott ist? Nichts! Weg wären die Gelder.

Dennoch, sobald sich die Herren in die Opferrolle begeben, jubeln die Fans.

Eines muss man festhalten. Ich schrieb die letzten zwei Wochen, dass er miserabel und übernächtigt ausschaut. Er hat sich wieder erholt. Er wirkt erleichtert und sorgloser. Dabei hat auch seine Sprache die Schärfe verloren. Er droht nicht annähernd so viel, wie vor der England-Reise. Ob das mit der Reise nach London zu tun hat?

Der stellv. Ministerpräsident Simsek reist wieder für eine Woche nach England und dass in der heißen Wahlkampfphase. Nun gut, er ist nicht aufgestellt worden bei den Wahlen. Parallel kann er als Türkischstämmiger mit britischem Pass, sich in England nach einem guten Job umschauen. Irgendwas geht aber in England ab, definitiv!

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