Die Zentralbank der Türkei verlor Vertrauenspunkte

Als gestern die Zentralbank der Türkei tagte, waren eigentlich alle Analysten sich einig, dass eine weitere Zinserhöhung unumgänglich sei. Der wöchentliche Repo*-Zins lag vor der Sitzung bei 17,75%. Doch zum Erstaunen aller passierte nichts. Keine Zinssteigerung.

Eigentlich wäre schon eine kleine Zinserhöhung ausreichend gewesen, denn so entstünde der Eindruck, dass die Zentralbank der Türkei autark sei. Man kann diese Entscheidung letztendlich in viele Richtungen deuten, jedoch am ehesten so, dass man befürchtete, dass die Wirtschaft sich noch mehr abkühlt und nichts mehr geht. Auf der anderen Seite könnte man mit einer Zinserhöhung die Inflation besser bekämpfen können. Also hat man Zugunsten der Wirtschaft und gegen den Bürger entschieden. Denen kann man schließlich alles unterjubeln.

So wird die Inflation weiter steigen, bedeutet, dass der Türke noch tiefer in die Tasche greifen muss, dafür aber die abgekühlte Wirtschaft wieder etwas flotter laufen wird, so, dass Herr Erdogan beim nächsten Termin wieder ein Wirtschaftswachstum verkünden kann.

Erstaunlich ist, dass nichts, aber auch gar nichts darüber verkündet wird, wie man die Devisenschuldenlast zu bewältigen gedenkt. Der Schuldner schweigt, aber anscheinend der Gläubiger auch. Oder wurden auf dem G-20 Gipfel der Finanzminister in Argentinien bereits Deals mit dem IWF abgeschlossen? Bei diesem Treffen wurden Argentinien 60 Mrd. USD Stand-By Kredite versprochen.

Die heutige Aktion der Zentralbank hatte augenblicklich den Wertverlust der türkischen Lira zur Folge. Innerhalb von nur 18 Minuten, schoss der US-Dollar von 4,75 TL auf 4,90 TL hoch. Wenn einer also 100.000 USD zu bezahlen hatte, hätte er dafür vor 13:50 Uhr Ortszeit 475.000 TL aufbringen müssen und ab 14:08 Uhr schon 490.000 TL.

Es bleibt zu hoffen, dass die Zentralbank demnächst auch Entscheidungen trifft, die ihn unabhängig erscheinen lassen. Auf die Art wird der ausländische Investor der Türkei nicht trauen können.

(*) Eine Rückkaufvereinbarung oder Repo (Abkürzung von englisch Repurchase Operation) ist ein kurzfristiges Finanzierungsinstrument mit einer Laufzeit von im Allgemeinen zwischen einem Tag („Overnight-Repo“) und einem Jahr. Ein Repo stellt eine Finanztransaktion dar, die aus Sicht des Wertpapierverkäufers einen gleichzeitigen Verkauf und Rückkauf eines Gutes (in der Regel Wertpapiere) kombiniert. Pensionsgeschäft, bei dem während der Laufzeit das Eigentumsrecht des Verkäufers am Gut auf den Käufer übergeht.

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