Türkei: Wird eine Inflationsrate von 20% erreicht werden?

Ich denke, dass während den 16 Jahre der AKP Regierung niemals so eine Phase gegeben hat, wo man die wirtschaftliche Entwicklung so schwer in Zahlen ausdrücken und vorhersagen konnte. Das ständige Verbiegen der Zahlen, damit diese gut aussehen, hat dazu geführt, dass wir auf falsche Zahlen basierend zu schätzen versuchen. Die Jahres-Inflation hat für die Verbraucher die 15% Marke bereits überschritten und für die Produzenten gar schon die 20% Marke.

Dennoch, die Verteuerungen halten sich im Rahmen. Dieses ist aber gewollt und gesteuert. Wird man bis zu den Regionalwahlen am 31. März 2019 diese Linie halten können, oder müssen auch die Regionalwahlen vorgezogen werden, damit die Wirtschaft ihr wahres Gesicht zeigt bzw. zeigen darf? Die Antwort kennt nur Herr Erdogan.

Die türkische Lira hat im ersten Halbjahr 2018 zwanzig Prozent an Wert verloren. Dieses hat sich aber in den Verbraucherpreisen nicht entsprechend niedergeschlagen. Allein die Erdgaspreise steigen im Einkauf immer weiter, nur der staatliche Verteiler BOTAS bzw. Ankara entscheiden, wie viel davon an den Verbraucher weitergegeben werden. Mit der jetzt von den Russen angekündigten weiteren 30%igen Erhöhung der Preise für Erdgas und den an den Verbraucher nicht weitergegebenen sonstigen Preissteigerungen durch die letzten Monate, müsste die Verteuerung des Erdgases bei über 50% liegen. Das würde für viele einen kalten Winter in ihren Wohnungen bedeuten.

Ich denke, wenn Ankara die Verteuerungsbremse löst, wird die Inflationsrate zwangsläufig die 20% überschreiten. Allein im Juni, eigentlich ein Urlaubsmonat, wo sich die Inflationsrate nicht so sehr bewegt, hat niemand vorhersehen können, dass die Monats-Inflation um 2,61% steigt. Der, der sich am knappsten verschätzte, lag immer noch um 100% daneben, den gerechnet hatte man mit einer Steigerung von 1-1,5%.

In so einer Phase kann man, wenn man richtig liegen möchte mit der eigenen Schätzung, mit der Aussage kommen: “Es wird alles verdammt teuer werden.”

Übrigens, der Erdgasverteiler BOTAS ist staatlich. Wenn BOTAS die Preissteigerungen im Einkauf zurückhält und nicht an den Verbraucher weitergibt, mag es wie eine Wohltat ausschauen, jedoch schreibt BOTAS dadurch Verluste, bedeutet, dass der Staat diese ausgleichen muss, bedeutet, die Steuern müssen woanders so erhöht werden, dass der Bürger diese Verluste deckt. Eigentlich stehen die Bürger für alle Fehler der Regierungen gerade. Es gibt kein entrinnen. 

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