Die Hilfsbereitschaft der Türken – Wie sieht es mit Spenden aus?

Die Deutschen sind Weltmeister, wenn es um finanzielle Unterstützung und Spenden geht. Wie sieht es um die Hilfsbereitschaft der Türken in der Türkei aus? Ich möchte aus meiner eigenen Erfahrung berichten. Dabei gibt es krasse Unterschiede, zwischen den Türken in der Türkei und den Türkischstämmigen in Deutschland.

In der Türkei gibt man das, was man kann, ohne zu überlegen, sofort. Bevorzugt sind Direktspenden. Wenn ich mal in der Türkei Winterschuhe für die Kinder im Osten kaufen wollte, die ansonsten mit Sommerschuhen wären, kamen die Gelder sofort zusammen. Hierbei muss man sich eher an die Frauen halten. Sie entscheiden mit dem Herzen und sind sofort dabei. Als wir die Schuhe beim Hersteller kaufen wollten und wir hart handelten, wurden wir am Ende positiv überrascht. Der Boss (Patron), der über alles entscheidet, halbierte den Preis und sagte, dass solle sein Anteil sein. Als wir fragten, ob wir jetzt doppelt soviel Schuhe bei ihm kaufen könnten, oder ob wir mit dem übrigen Geld den normalen Preis zahlen sollten, sagte er: “Klar, ich gebe Euch die doppelte Menge.” Unsere Freude potenzierte sich unverhältnismäßig und auch wurde mehr Kindern geholfen. So war es mit allen Beteiligten. Der Transporteur wollte nur Sprit bezahlt haben und verzichtete auf einmal auch darauf.

Helfen und Freude bereiten klappt in der Türkei ganz gut. Die großen Familienkonzerne und auch ausländische Unternehmen, verrichten tolle Dienste, im Rahmen ihrer sozialen Verantwortung. Auch gibt es viele Privatpersonen, die Schulen bauen lassen. Wer es sich leisten kann, tut es still und heimlich. Erst, wenn der Name eines Verwandten des edlen Spenders als Namensgeberin erscheint, weiß man, wo die Spende herkam. Ärgerlich ist, dass diese staatlichen Schulen dann unter der Verwaltung der türkischen Schulbehörde sind und dieser frei bestimmen kann, ob es dann in eine religiöse Schule umgewandelt wird. Den Spender fragt man der Form halber, nur unter dem Druck der Öffentlichkeit, die er zu spüren glaubt, stimmt er dem zu. Ein Bekannter von mir weigerte sich, dass die von ihm gebaute Schule in eine religiöse Schule umgewandelt wird. Da er noch geschäftlich aktiv ist, spürt er jetzt die Nachteile dieser Entscheidung.

In Deutschland habe ich türkischstämmige Freunde, die wundervolles auf die Beine stellen und helfen, wo sie nur können. Nur beobachte ich, dass man ungern mit einer Geldspende hilft. Das könnten auch die Gastarbeiter-Gene von früher sein, denn man ist schließlich zum Arbeiten und Sparen nach Deutschland gekommen und nicht zum Geld ausgeben. Damit meine ich zum Leben ja, aber nicht für andere, die der Hilfe bedürfen.

Diese Beobachtungen decken sich auch mit meinen Beobachtungen z.B. in den Freizeitparks. Sobald es teurer wird, oder es reicht schon, wenn der Spaß etwas kostet, spart man auch an den eigenen Kindern. Bitte, Ausnahmen bestätigen die Regel und wenn du dich gerade aufgeregt hast, gehörst du bestimmt zu den Ausnahmen. Ganz bestimmt.

Als wir dieses Jahr von unserem Schuhhersteller wieder Schuhe für die Kinder kaufen wollten, gab es ihn nicht mehr. Im März dieses Jahres hat er seine Unternehmung aufgeben müssen. Ich denke, dass die großzügige Spende von ihm nicht der Grund war. Ich hoffe für ihn, dass seine gute Tat von irgendwo anders her ihm eine neue Tür öffnet und er weiterkommt. Gute Menschen mit Herz verdienen es einfach.

 

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