Türkei: Staatsanleihen auf USD/EUR Basis für Privatanleger

Der türkische Staat gibt heute Staatsanleihen auf USD/EUR Basis für Privatanleger aus. Meine Vermutung war, zu schauen, was noch vom Volk zu holen ist. Ich habe den ehem. Vorstandsmitglied der Isbank Burkhard von Wallenberg, der ein Kenner der türkischen Finanzwelt ist, gefragt, was er davon hält.

Burkhard von Wallenberg: “Diese Art der Anleihe für Privatanleger sind natürlich nicht dazu da, das Leistungsbilanzdefizit der Türkei im nennenswerten Umfang auszugleichen.  Sie sind eher ein Instrument  zur Portfoliodifferenzierung.  Ob du darin anlegen willst, ist – wie immer – eine Frage deiner Erwartungen an das Zins-/Devisenumfeld und deines Risikoappetits.  Die Sparquote in der Türkei ist traditionell sehr niedrig, sodass Ayşe Teyze als Investor wohl ausscheidet.  Es sind dann eher die Reichen der Türkei und einige etwas besser Betuchte, die sich ein solches Investment überlegen könnten – und natürlich ausländische Investoren.  Da es um Privatanleger gehen soll, sehe ich aber auch hier nicht das ganz große Anlagevolumen. 

Die Verzinsung ist m.W. für Euro mit 1,25% und 2% für USD für 6 Monate vorgesehen.  Das mag in Vergleich zu den 0-1%, die man hierzulande für Anlagen bis zu 1 Jahr bekommt – in den USA etwas höher – recht attraktiv aussehen. Ob man das Anleiherisiko für diese Zinsdifferenz für tragbar hält, muss letztlich jeder für sich entscheiden.  Privatanleger müssten dabei wohl noch drei zusätzliche Aspekte berücksichtigen: 

1. Wer Wertpapiere hält, braucht dafür ein Wertpapierdepot, und darauf fallen Gebühren an;

2. die Zinsen müssen aus der Türkei ins Ausland transferiert werden, was u.U. Überweisungsgebühren mit sich bringt; und

3. evtl. fallen Steuern in der Türkei auf die dort erwirtschafteten Zinserträge an;  die können dann zwar in Deutschland auf die Steuerschuld angerechnet, aber selbst in der EU habe ich da schon so manches gesehen, was die Anrechnung  zumindest erheblich verzögerte.  (In der Türkei habe ich vor vielen Jahren selbst erlebt, wie selbst die ABSCHAFFUNG der Quellensteuer dazu führen kann, dass keine Quellensteuerquittung mehr erstellt werden konnte, aber der Zinsertrag, von dem bisher Steuer abgeführt werden musste, auch nicht an den Investor gezahlt wurde, sodass der Anleger sogar einen Teil seines Kapitals verlor!

Schließlich würde der türkische Investor wohl auch noch überlegen, welche Alternativen sich bieten, z.B. eine Anlage in TRL, auf die es derzeit rd.25% Zinsen gibt.  Ob er dafür seine USD oder EUR in TRL umwandeln will, will natürlich auch genau überlegt sein.  Denn am Ende der Laufzeit will er ja deutlich mehr EUR/USD haben als im Fall einer Anlage in Devisen.  Und was die möglichen Kursbewegungen der TRL gegen EUR/USD angeht, haben wir gerade in jüngster Zeit so einiges erlebt.”

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