Wie entwickeln sich die Devisenkurse nach dem 31. März?

Die meist gestellte Frage unter den Türken ist: „Wie entwickeln sich die Devisenkurse nach den Kommunalwahlen Ende März?“ Auch wenn es ‚nur‘ die Kommunalwahlen sind, so sind die Wahlen für den Alleinherrscher von immenser Wichtigkeit. Wird die Präsidialkoalition aus AKP und der nationalistischen MHP im Ganzen die absolute Mehrheit behalten oder nicht?

Die zweite Frage ist: „Wer gewinnt Istanbul und Ankara?“ Sollte die Präsidialkoalition diese beiden Städte verlieren, wird ein Ruck durch die Türkei gehen, aber es wird dennoch alles beim Alten bleiben.

Sollte aber die sogenannte Volkskoalition zusätzlich zu diesen zwei Städten, auch im Lande die Mehrheit erlangen, wird es verdammt schwer zu regieren, für den Alleinherrscher.

Der Türke steht und fällt mit dem Dollar-Kurs.

Das hat Tradition in der Türkei. Auch der, der keinen Cent in der Tasche hat, stellt die Frage täglich: „Wie steht der Dollar?“

Die Vorhersagen für die Zeit nach den Kommunalwahlen, fliegen nur so durch die Luft.

Die Devisenkurse werden wohl steigen. Jedenfalls horten die Menschen und die Unternehmen Devisen und das nicht zu knapp.

Die letzten drei Jahre auf einem Blick. Die Vermehrung der Devisen auf den Konten:

2017 hatte das Volk 1,2 Milliarden USD mehr auf dem Konto als zu März 2016. 2018 dann, waren auf den Konten 1,6 Milliarden USD mehr als zu März 2017. Jetzt kommt die Mutter aller Zahlen. Von März 2018 zu März 2019 stiegen die Devisenbestände des Volkes um 6,6 Milliarden USD.

Bei den Unternehmen war es nicht anders. 2017 waren es 665 Mio. USD mehr wie 2016. Die Devisen auf den Konten stiegen dann in dem darauffolgenden Jahr um 1,5 Mrd. USD und von 2018 auf 2019 nochmals um 2,7 Milliarden USD.

Das sind die Beträge, die sich in den letzten drei Jahren, laut dem Bankenverband, auf den Bankkonten sich anhäuften. Wie viel Geld noch unter dem Kissen versteckt ist, können wir nicht wissen.

Wie steil werden die Devisenkurse steigen?

Wenn die Inflation hoch ist, steigen die Devisenkurse, nur die Erwartungen sind dahingehend, dass diese steil ansteigen werden. Ich möchte hier nochmals unterstreichen, die Menschen rätseln nicht, ob die Devisenkurse fallen oder steigen werden, nein, sie rätseln, wie schnell sie steigen werden.

Der USD steht seit fünf Monaten knapp über 5 TL und in der letzten Zeit steckt er fest in der 5,25 – 5, 40 TL Spanne. Das Volk, die die es noch differenziert betrachten können denken, dass die Regierung vor den Kommunalwahlen versucht, die Kurse stabil zu halten. Wenn man fragt, wie die Regierung das macht, haben sie keine Vorstellung davon, aber von ihrer Meinung rücken sie dennoch nicht ab.

Was der Rezession folgt, kennt der Türke von früher

Das hat auch mit dem DNA des Türken zu tun. Immer wenn die Rezession kam, die Geschäfte von Händlern und Kleinunternehmern schlecht waren, kam am Ende immer eine Devaluation, die Abwertung (als Abwertung bezeichnet man die Verminderung des nominalen Wechselkurses der eigenen Währung gegenüber Fremdwährungen bei Mengennotierung).

1994 hat die Türkei ähnliches schon erlebt und 2001 ebenfalls. Also ist die Erwartungshaltung unter dem Volk, dass die Kurse explodieren werden, schon psychologisch bedingt nicht wegzudenken.

Es gibt noch andere Risikofaktoren. Die Amerikaner drohen, würde die Türkei die S-400 Raketensysteme von Russland kaufen, würden die F-35 nicht ausgeliefert werden. Das kann wieder ein Embargo hinter sich ziehen.

Nach den Wahlen wird für die Türkei etwas Ungewöhnliches passieren

Es wird nämlich 4,5 Jahre keine Wahlen mehr geben. So eine Phase hat die Türkei noch niemals zuvor erlebt. Diese Zeit werden die Regierenden dazu nutzen, radikale Entscheidungen hinsichtlich der Wirtschaft zu treffen. An der Spitze dieser Entscheidungen wird man versuchen wieder den Konsum in Gang zu bekommen. Dazu wird man Geld in den Markt pumpen. Die Folge könnte sein, dass die Devisenkurse wieder Fahrt nach oben nehmen.

Merkt Ihr was? Egal was passiert, die Devisenkurse können nur steigen. Wie plötzlich das geschehen wird, werden wir alle erleben.

Die 4,5 Jahre sind auch der Frist für den Alleinherrscher, die er sich selber auferlegen wird.

In dieser Zeit muss er die Islamisierung der Türkei vorantreiben und abschließen, bis dann die nächste Wahlen anstehen. Zwischendrin haben wir noch 2023, den 100. Jahrestag der Republik Türkei. Ob wir feiern werden, oder vor nackte Tatsachen gestellt werden, wie 1979 der Iran, werden wir ebenfalls erleben.

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