Wie geht es weiter im Staate Erdoganistan?: Großwetterlage Türkei

Am 31. März stehen in der Türkei die Kommunalwahlen an. Ein letztes Hindernis, die der Alleinherrscher noch nehmen muss. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, ob seine AKP Istanbul, Ankara, Izmir und Antalya für sich gewinnen kann. Nirgendwo in den Medien tauchen Umfrageergebnisse auf, obwohl diese existieren, nur veröffentlicht werden dürfen sie nicht. Den Rest könnt Ihr Euch ausdenken warum das so ist.

Die Erdogan-Dauerberieselung im Fernsehen reißt nicht ab, doch scheinen die Menschen müde zu sein, ihn sich immer wieder anzuhören. Bei den Zuschauerratings tauchte er nicht einmal unter den ersten zwanzig auf. In fast jeder Zeitung ist sein Konterfei abgedruckt. Wird mal eine Zeitung, außer zum Lesen, zweckentfremdet eingesetzt, wie z.B. als Sitzunterlage, Verpackungsmaterial u.a., kann das als Präsidentenbeleidigung gewertet werden.

Kommen wir zu der gebeutelten Wirtschaft. Die Zahlen sind zehn Monate in Folge negativ ausgefallen. Die Rezession ist da. Hinter den Kulissen in Ankara, darunter auch AKP Parlamentarier, spricht man von geheimen Verhandlungen mit dem IWF. Bekanntlich ist die IWF ein rotes Tuch für Erdogan. Ich kenne das nicht, aber wenn es diese Möglichkeit der Geheimdiplomatie bei der IWF gäbe, bzw. gibt, wird man das Geldproblem wohl hintenherum mit dem IWF zu lösen versuchen.

Einen anderen Geldgeber kann es nicht geben. Wie ich schon früher geschrieben habe, nur der IWF hat die Mechanismen, die Geldrückzahlungen zu überwachen, sonst niemand. Nehmen wir mal an, das Geldproblem würde irgendwie gelöst werden. Wie geht es dann weiter? Erdogans Auftrag und Ziele sind bekannt. Die Islamisierung ist bis jetzt dem Volk in kleinen Dosierungen verabreicht worden. Nur mit seiner Machtfülle, wächst auch die Angst, er könnte ausrutschen und nicht mehr da sein.

Also muss er das Ganze nach den Kommunalwahlen Ende des Monats forcieren, denn all die anderen Parteiführer und inklusive die der noch zu gründenden Partei von Ex AKP-Mitgliedern sagen, dass sie die Verfassung ändern und die Gewaltenteilung wieder einführen werden. Das kommt für Erdogan nicht in Frage, obwohl ich auch nicht glaube, dass sich die möglichen Nachfolger die Demokratie sich zurückwünschen. Wenn das Geldproblem seitens des Staates gelöst wird, ist es durchaus möglich, dass die Wirtschaft sich 2020/2021 anfängt zu erholen.

Es wird aber niemals das sein, was mal war. Dafür hat die Wirtschaft zu viel Blut verloren und ist zu stark geschrumpft. Durch die Jahre ist die Abhängigkeit vom Ausland, gewollt, vorangetrieben worden. Die Agrarwirtschaft liegt ebenfalls am Boden, wie die gesamte Industrie. Die Türkei ist während der Erdogan-Ära in die Importabhängigkeit gedrängt worden. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die türkische Wirtschaft gänzlich am Boden ist, nein, wer für den Export produziert schweigt besser und genießt die Krise im Lande.

Sicher könnte man aus der Misere herauskommen, nur muss das jemand wollen und loslegen, das Rad zurückzudrehen. Im Jahre 2006 könnten wir wieder von vorne anfangen und alles besser machen. Das waren die Jahre, wo Herr Erdogan seine Rolle, aus dem Blickwinkel der Europäer so gut spielte, dass er zwei Jahre zuvor zum Europäer des Jahres gewählt wurde. Geschickt vorgeführt, oder wollten die Europäer es nicht sehen?

Wahrscheinlich beides, denn noch heute gibt es Stimmen in der EU, die dem Alleinherrscher sagen, er möge bitte zur Demokratie zurückfinden. Wie naiv müssen diese Menschen sein? Egal wie die Kommunalwahlen ausgehen, auf die Türkei kommen unruhige Zeiten zu, denn die Wirtschaft lässt sich nicht schönreden.

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