Auf die große Bühne kommt es an – Das Zurückholen der IS-Kinder

Als Erstes sagte ich Guten Morgen. Danach ein erster Blick in die sozialen Medien und… „Die deutschen Enkel des Kalifats: Hamburgerin demonstriert für Rückkehr von IS-Kindern“. Schon koche ich innerlich. Ich möchte nicht näher darauf eingehen und mit einer anderen Baustelle aufwarten, um zu zeigen, wie ungerecht alles laufen kann.

Ich möchte mich selber zitieren. In einem Beitrag mit der Überschrift „Good old Germany“ schrieb ich u.a. folgendes:

Wir sind Patrioten! Patrioten, damit sind wir gemeint, die Türkeistämmigen, die Italiener, die Griechen, die Briten, die bereits in Deutschland einheimisch gewordenen Flüchtlinge, die Bürger aller Nationen und Konfessionen, die heute in hier leben. Wir alle sind Patrioten und stehen für und zu Deutschland und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.“

Stimmt, als ich vor der endgültigen Ausreise aus der Türkei, noch meinem Beruf des Türkei-Beraters für deutsche und Schweizer Unternehmen nachgehen durfte, kämpfte ich gegen das Unrecht-Regime der Türkei, was mir zum Verhängnis wurde. Damit mache ich weiter und bin keinen Schritt zurückgegangen. Ich fühle mich dem Land und den Menschen verpflichtet, zu Zeiten der Zensur, mit der Wahrheit zu kommen, um sie aufzuklären. Ich bin aber im Herzen, im Kopf und auf dem Papier ein Deutscher. Ein wahrer Patriot, wenn es darauf ankommt.

In der Türkei sprach ich vor Studenten und Schülern. Thema: „Etwas Deutschland im Leben tut jedem gut“. Ich erzählte den Jungs und Mädels über das Leben in Deutschland und vor allem über die Demokratie und dem Grundgesetz und über die starke deutsche Wirtschaft und davon, wie hilfsbereit die Deutschen sind, dass sie für alle Krisenherde spenden und gleich Millionenfach ehrenamtlich, in Deutschland und überall, mithelfen. Es kam gut an. Während ich das aus freien Stücken unentgeltlich machte, weil Deutschland so toll finde, kämpfte ich auf der anderen Seite z.B. mit der deutschen Bürokratie. Wisst Ihr wie schwer es ist, wenn ein deutscher Vater seinen türkischen Sohn, damals zu Urlaubszwecken, später für Daueraufenthalt, nach Deutschland holen möchte? Gehaltsnachweis, Wohnraum nachweisen, Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Finanzamt, Verpflichtungserklärung, dass man für den eigenen Sohn wohlgemerkt, während des Deutschland-Aufenthaltes aufkommen wird, Krankenversicherung … Am Ende reichte alles nicht so ganz aus, dass ich einen Sicherheitsleistung von zweitausend EUR bei der Ausländerbehörde hinterlegen musste, solange sein Visum gültig war. Absurd nicht wahr? Die lange Liste der Anforderungen und Formalien, waren mit zweitausend Euro gleichzusetzen.

Die Behörden ließen einen spüren, das Deutschland mit Gold nicht aufzuwiegen war, so kostbar, dass ein Deutscher so viele Hürden nehmen musste, bis er seinen Sohn mit Visa bestücken konnte. War mein Sohn in einem bestimmten Zeitrahmen insgesamt 90 Tage in Deutschland, musste er dann sechs Monate Deutschland und dem Vater fernbleiben, weil Deutschland so kostbar und die Gesetzte einzuhalten sind. Mir fehlte einfach die große Bühne und die Aufmerksamkeit der Medien, die die Angehörigen von IS-Kindern aber auch der IS-Erwachsenen haben.

Das ist kein runder Beitrag geworden, ich weiß. Ich schreibe es zwischen Tür und Angel und koche dabei innerlich. Meine Meinung ist: Wer sich mit Deutschland, dem Grundgesetz und den Regeln hier nicht arrangieren kann, soll dort bleiben wo nicht mal der Pfeffer wächst.  

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