Der türkische Exporteur sitzt in der Klemme

Der türkische Exporteur ist in die Zange genommen worden. Auf der einen Seite, die schleppenden Zahlungen der Kunden aus dem Ausland, und auf der anderen Seite der türkische Staat. Der Versuch der Regierung die Devisenflüsse unter Kontrolle halten zu wollen, nimmt den Exporteuren die Luft weg.

Dabei operieren diese mit recht geringen Margen und sind zumeist ihrerseits importabhängig. Die Abnehmer der Waren arbeiten derzeit mit Zielen die über 180 Tage hinausgehen. Dann gibt es aber staatliche Auflagen auf der türkischen Seite, dass der Exporteur das Geld binnen 180 Tagen reinholen muss. Auch dürfen sie die Devisen nicht auf ausländischen Konten halten. 80% müssen auf deren Konten bei der Hausbank eingegangen sein und das innerhalb der gesetzten Frist.

Passiert das nicht, muss das Unternehmen 5% des Gesamtbetrags als Strafe bezahlen. Ist der Exportumsatz erst einmal auf dem türkischen Konto, muss dieser Betrag sofort in Türkische Lira umgewandelt werden. Mit der Folge, wenn sie Rohstoffe oder Halbfertigerzeugnisse importieren müssen, müssen sie mit der Türkischen Lira wieder teure Devisen kaufen. Die Exporteure verlieren so während eines einzigen Geschäftsvorgangs an mehreren, von der Regierung geschaffenen Baustellen, Geld.

Wenn die Unternehmen Devisen kaufen mussten, benötigten sie früher dazu bei Beträgen ab 100.000 USD eine Genehmigung. Seit 2018 ist die Grenze auf 5.000 USD herabgesetzt worden. So müssen praktisch von klein bis groß alle zuerst mal eine Genehmigung zum Kauf von Devisen holen. Den Aufwand kann man sich gut vorstellen. Stelle Dir vor, neben dem Tourismus hast du als Einnahmequelle für Devisen nur den Export und du legst den Exporteuren so viele Steine in den Weg, dass sie am Ende Verlust machen. Wo ist die Logik dahinter?

Meister Erdogan ist schnell dabei mit Dekreten, wenn es ihm und seinem Anhang nützt. In diesem Fall müsste er zum Wohle des Staates auch mal ein Dekret erlassen und all diese Barrieren für Exporteure von heute auf morgen aufheben. Mit immer mehr Bürokratie ist noch kein Land reich geworden. Ich möchte Euch nicht mir noch mehr Informationen überstrapazieren, aber um einen Export aus der Türkei zu realisieren, braucht man allein für den Papierkram eine Armee von Menschen, auch für die Nachbearbeitung.

Früher habe ich das oft am eigenen Leibe erlebt. Ich brachte, wie vorgeschrieben die Ausfuhrpapiere der Ware zur Behörde. Dieser beanstandete z.B., ich solle auf dem Papier die Zahlungsmodalitäten umändern und das für einen längst abgelaufenen Deal, von dem wir das Geld des Käufers schon auf dem Konto hatten. Wenn der Zoll auf Wunsch auf offiziellen Belegen irgendetwas so leicht ändern könnte, hieße er nicht Zoll.

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