‚Emret Başkanım!‘ – ‚Befehle mein Präsident!“

‚Başkan‘ wird Baschkan ausgesprochen und bedeutet auf Türkisch Vorstand, Präsident, Vorsitzender, Vorsteher, Obmann, Chef, eigentlich so ziemlich alles, was einen vom Status her über einen ausweist, der das Wort ausspricht. Zu viele Köche verderben den Brei und zu viele Häuptlinge (Baschkans) auch.

Derjenige, der Baschkan genannt wird, hebt in diesem Moment unbemerkt immer leicht ab, auch wenn er sich schon vorher recht wichtig vorkam. Die IHK von Ankara hatte mal untersucht und die Zahl der Baschkans in der Türkei ermittelt. Damals in 2003 hatte die Türkei eine Bevölkerung von 66 Millionen und es gab, man sollte es nicht für möglich halten, sechs Millionen Baschkans. Das fängt schon in der Grundschule an. Wird man zum Klassensprecher gewählt, ist man ein Baschkan. „Wer ist der Baschkan dieser Klasse?“ heißt es dann. Witzig ist auch, warum der damalige IHK Präsident von Ankara diese Studie machen ließ. Während einer Sitzung rief einer „Baschkan, darf ich Sie was fragen?“ und fünf Personen im Raum antworteten mit: „Ja bitte!“ Da wäre ihm bewusst geworden, dass die Anzahl der Baschkans im Land inflationär sein müsse, wenn allein in einem Raum sich fünf für Baschkan hielten.
Als ich in Alanya am Tagesmarkt einkaufen war, nannten mich alle Marktleute „Baschkan“. Ich fragte mal einen, warum er mich so nennen würde. „Gefühlt bist du der Baschkan, wir haben uns untereinander nicht abgesprochen“ sagte er. Für einen Moment war ich auch dazu geneigt vom Boden abzuheben, doch hinderten mich die schweren Einkaufstaschen daran, die ich trug.

Nach Lage der Dinge, gibt es mehr Häuptlinge als Indianer. Nun gut, denn Alleinherrscher lassen wir mal außen vor, aber auch die, die ihm nahe stehen, werden Baschkan genannt.
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