Türkei: Müssen zuerst alle Lichter ausgehen, damit es wieder aufwärts geht?

Diese Zahlen traut sich kaum jemand in der Türkei zu kommunizieren. Die Hiobsbotschaften für Meister Erdogan kommen eine nach der anderen. Ob sie ihn erreichen, von ihm abprallen, oder von ihm nicht wahrgenommen werden, wissen wir nicht.

Die Zahlen von Türkstat, dem Amt für Statistiken nehme ich gerne, wenn es um etwas Negatives geht, denn es ist eine staatliche Organisation. Schließlich würden sie die Zahlen eher beschönigen als noch negativer erscheinen lassen. Nur 55,3% der Menschen glauben, dass es aufwärts gehen wird mit der Wirtschaft. Im Vormonat lag die Zahl noch bei 63,3%.

Sollte sich die Einschätzung der OECD bewahrheiten (diese beziehen die Zahlen ebenfalls von Türkstat), wird die Rezession noch schlimmer ausfallen als zuvor geschätzt und erwartet. Die Wirtschaft soll demnach nochmals um 2,6% schrumpfen. Das ist für Meister Erdogan eine Katastrophe, denn das mit dem Wirtschaftswachstum hat er immer gut verkaufen können, aber dass die Wirtschaft jetzt schrumpft, geht gar nicht.

Also muss man diese Zahl dezent umschiffen und verschweigen. Letzte Woche verkündete er in Ankara abermals neue Arbeitsplätze für Hunderttausende. Dass bei einer schrumpfenden Wirtschaft die Arbeitslosigkeit fällt, daran glauben nur die Verwegensten, also seine Anhänger. Bei dem Druck was er verspürt, wird er zunehmend autoritärer regieren (müssen), wenn er seine Macht erhalten will.

Die guten Zeiten der Türkei werden dann aber noch lange auf sich warten lassen.

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