Wer verdient am türkischen Haselnuss alles mit?

Die Haselnuss könnte bald in der Türkei Ferreronuss heißen.

Bei Haselnuss hat die Türkei 70% Weltmarktanteil. Der Fünfjahresdurchschnitt der Haselnussproduktion der Türkei beträgt 550.000 Tonnen. Im Vergleich dazu beträgt die Jahresproduktion von Italien ca. 100.000 Tonnen. Die weiteren Plätze belegen Georgien 60.000 Tonnen, Aserbaidschan 50.000 Tonnen und die USA mit 35.000 Tonnen. In den letzten Jahren kann man unter den Ländern, die viel Schokolade produzieren beobachten, dass sie nach Alternativen zu türkischen Haselnüssen suchen. Erfolgreich waren sie nicht, aber aufgeben tun sie auch nicht. Die Anstrengungen lassen sie sich richtig etwas kosten.

Die türkische Monopolstellung brechen

Darum geht es den Ländern bzw. den Herstellern. Verliert die Türkei die Monopolstellung, wird der Haselnuss billiger. Während sie ein Versuch nach dem anderen starten, lassen sie Plan B laufen. Oft kann man hören, dass gesagt wird, dass die türkische Haselnuss durchaus zu ersetzen ist, dass man statt Haselnuss, dann Mandeln in der Schokoladenproduktion verarbeiten könnte. Nutznießer wäre in diesem Fall die USA hauptsächlich. Die ausländischen Konkurrenten sind dabei durchaus erfolgreich, denn die Türkei exportiert, wenn man die Exportmengen an Haselnuss sich anschaut, jedes Jahr mehr, erzielt aber immer weniger Umsatz.

Die Ernte wird Anfang August losgehen. Türkstat schätzt die Menge dieses Jahres auf 715.000 Tonnen. Das ist eine Steigerung von 38,8% zum Vorjahr (515.000 Tonnen). Diese Erwartungshaltung ist nicht realistisch, sagen einige Branchenvertreter. Eher dürfte die Jahresmenge bei ca. 600.000 Tonnen liegen. Dass der staatliche Statistikbehörde Türkstat schon falsche Schätzungen zugunsten der Einkäufer von Haselnüssen abgibt zeigt, dass sie mit der Käuferseite in einem Boot sitzen. Der Leidtragende ist wie immer der türkische Haselnussbauer.

Die scheinbar hohe Schätzung der Türkstat gibt Spekulationen Anlass. Wie alle Jahre wieder ist das auch bezweckt. So kann man den Einkaufspreis, weil angeblich zu viel geerntet wird, niedriger ansetzen. In der Regel unterscheidet sich der Preis des Vorjahres kaum vom Preis des Folgejahres. Die 2018er Ware kostet derzeit 18 TL/Kilo, also wird der Preis dieses Jahres in etwa auch bei 18 TL/Kilo liegen. Für den türkischen Züchter wäre es von Bedeutung, dass man bei der Preisbildung den Weltmarkt beobachtet und entsprechend den Preis festlegt. Auf diese Art und Weise erntet der türkische Haselnussbauer immer weiter und kann, an den auf dem Weltmärkten steigenden Preisen nicht profitieren.

Weil die Regierung die letzten Jahre von Wahlkampf zu Wahlkampf eilte, versäumte sie abermals, einen Preis festzulegen. Den Preis legte daraufhin der größte Abnehmer von türk. Haselnüssen, die Firma Ferrero, fest. Sie verkündeten, dass der Preis zwischen 11,25 und 11,50 TL/Kilo liegen würde. So hat der türkische Züchter diese Preise akzeptieren müssen. Der Staat klinkte sich erst am 1. Oktober 2018 ein. Am 27. Oktober 2018 verkündete der Staatspräsident, während einer Schwarzmeerreise die Haselnusspreise. Diese lagen je nach Qualität zwischen 13 TL und 14,50 TL. Also hielt man sich an die Vorgaben von Ferrero, der schon die Verträge in trockenen Tüchern hatte.

Die Käufer bestimmen den Preis

Nicht der Markt, sondern immer die gleichen Käufer bestimmen die Einkaufspreise vom türkischen Haselnuss. So kaufen sie jedes Jahr immer mehr türkische Haselnüsse, an denen die Bauern immer weniger verdienen. Die Exportumsätze stagnieren und die Kilopreise sinken.

Der Höchstumsatz wurde in der Saison 2014-2015 erzielt. Hier eine Gegenüberstellung, der die Entwicklung verdeutlichen soll:

2014/2015 450.000 Tonnen wurden produziert und davon wurden

217.427 Tonnen exportiert. Erzielt wurden 2.799.000.000 USD. Dabei wurden 2012/2013 eine weitaus höhere Menge, nämlich 301.000 Tonnen für 1.750.000.000 USD verkauft.

Immer mehr Haselnüsse für immer weniger Geld

Hier die letzten vier Saisons im Überblick:

2014/15  217.427 Tonnen 2.799.000.000 USD Exportumsatz

2015/16 249.681 Tonnen 2.280.000.000 USD Exportumsatz

2016/17 235.769 Tonnen 1.888.200.000 USD Exportumsatz

2017/18 279.250 Tonnen 1.635.000.000 USD Exportumsatz

Es ist legitim zu fragen: Wer hat diese Gelder eingesackt und warum schützt der Staat seine Bauern nicht, oder verdienen gar einige daran mit?

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