Getrocknete französische Aprikosen genießen Weltruf, die türkischen aber nicht. Warum?

Der Finanzminister und Schwiegersohn des Alleinherrschers ist außer sich vor Freude und verkündet wo er nur kann, dass die Türkei ein Handelsbilanzüberschuss ausweist. Ich denke mal, dass das gespielt ist, denn er hat schließlich auch Wirtschaft studiert und sollte die Zusammenhänge bestens kennen. Für den Deutschen muss man erklären, warum die Freude so groß ist in der Türkei bzw. nur bei den Regierenden und den Dummen, die das schlucken. Deutschland weist seit 1952 einen Handelsbilanzüberschuss aus, also exportiert mehr, als sie importiert. Während der AKP Regierung ist das in 17 Jahren erstmalig auch in der Türkei passiert. Der Grund klingt schräg, aber ist die Realität.

Der Handelsbilanzüberschuss hat den Ursprung in der miserablen Wirtschaft.

Noch nie war die Wirtschaftslage der Türkei in der AKP Zeit so schlecht. Die Exporte treten auf der Stelle, die Konsumenten wollen kein Geld ausgeben, tun sie auch gut daran, denn in solchen Zeiten muss man das Geld was man hat, zusammenhalten. Damit sind aber die Zusammenhänge des Handelsbilanzüberschusses und der schlechten Wirtschaft nicht erklärt.

Das produzierende Gewerbe der Türkei hat einen 82%igen Importanteil. Heißt, wer 100% produzieren möchte, muss erst einmal 82% davon, das sind dann Halbfertigerzeugnisse, Energie, Teile, Maschinen etc., importieren. Da aber der Export und der Handel im Lande stillstehen, muss man nicht mehr importieren. Also entsteht ein Handelsbilanzüberschuss.

Sobald ein Wachstum auf Pump wieder möglich wird, wird die türkische Wirtschaft Fahrt aufnehmen.

Wenn die Türkei wieder über 5% im Jahr und mehr wächst, leichter sich aus dem Ausland verschulden kann, werden auch die Importe anziehen. Eine andere Variante ist nicht möglich. Es sei denn, die türkische Wirtschaft stellt sich so um, dass vieles was man aus dem Ausland kauft im eigenen Lande produziert wird. Die Wirtschaft aber so krass zu einer Richtungsänderung zu zwingen, ist nicht einmal theoretisch möglich und auch nicht bezweckt.

Die Importerleichterungen nehmen immer weiter zu.

Das sieht man immer mehr an den Importerleichterungen für verschiedene Branchen. Wer den Import so fördert wie die AKP Regierung, kann der türkischen Wirtschaft keine neuen Impulse in die richtige Richtung geben.

Keine Aprikosenproduktion haben, aber Weltruf genießen

Den Vergleich mit trockenen Aprikosen habe ich erst vor kurzem gehört. Die Türkei verkauft die Aprikosen für ca. 1.600 EUR/Tonne nach Frankreich und Frankreich, die keine eigene Aprikosenproduktion hat aber geschafft hat, dass die getrockneten französischen Aprikosen auf den Weltmärkten gefragt werden, verkauft diese für ca. 6.100 EUR/Tonne. Das Meiste sind türkische Aprikosen.

Italienischen Marmor gibt es seit Cäsar nicht mehr (ich weiß, etwas übertrieben, aber nur so geht es).

Nicht anders ist mit italienischem Marmor. In Italien gibt es schon über zwei, drei Jahrzehnten und länger kein nennenswerte Marmorgewinnung. In der Türkei kaufen, veredeln und als italienischen Marmor verkaufen. Ich kenne türkische Familien, die sich damit rühmen, dass sie im Haus italienischen Marmor verbaut haben. Italienischer Marmor aus Isparta. Zumindest sind die Anfangsbuchstaben identisch. Kauft die Türkei, sagen wir mal S-400 Systeme aus Russland, muss sie Zehntausende LKW-Ladungen voll Textilien verkaufen, damit diese Devisen wieder zurückfließen. Schafft die Türkei das, natürlich nicht. So ist ein Handelsbilanzüberschuss der Türkei, wenn die Wirtschaft mal wieder richtig brummt, reine Utopie.

Die Parteigründung verschoben, bis die Wirtschaft hops geht.

Die Lage wird immer schlimmer. Dass das so ist, haben auch die zukünftigen Gründer der neuen Partei, die ehemaligen AKP-Mitglieder und -Gründer gesagt. Sie verschieben die Gründung der Partei auf unbestimmte Zeit zurück. Sie wollen nicht Gefahr laufen, an die Macht zu kommen, während die Wirtschaftskrise noch andauert. Die AKP soll das ausbaden, was sie der Türkei eingebrockt hat.

In Türkisch gibt es das unten.
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