“Wenn der Staat das gemacht hat, wird es schon seine Richtigkeit haben!”

So ist das mit dem blinden Vertrauen, oder ist es Macht der Gewohnheit. Der türkische Staat ist allgegenwärtig und allmächtig. Der Türke denkt, dass das so ist und so sein muss.

Zeigst du einem auf, was so alles falsch läuft in der Republik Türkei, bekommst du oftmals die Antwort: “Wirst du das besser wissen als der Staat?” Schon merkst du, dass du die A….karte gezogen hast.

Was unzweifelhaft wahr ist, dass der Staat dir bei fast jedem innovativem Vorhaben sich in den Weg stellt. Das war früher so und heute umso mehr. Den Unterschied von früher zu heute kann ich aus eigener Erfahrung wiedergeben. Früher konnte man noch einem leitenden Beamten begegnen, der eigenmächtig die Initiative ergriff und den Weg frei machte. Heute muss schon ein AKP’ler daran verdienen, sonst kommst du am Staatsapparat nicht vorbei. Nicht, dass die anderen jetzt besser dastehen. Die CHP’lerund MHP’ler der Stadtparlamente halten natürlich auch die Hand auf, nur anders. Während man bei der AKP sich vor dem einen Mächtigen fürchtet und das Schmiergeld, oder sonstige Vergünstigungen als Einmalbetrag kassiert, traut sich z.B. bei der CHP keiner dem anderen über den Weg. Alle, die in der Entscheidungskette was zu sagen haben, müssen einzeln bedient werden.

Mein Vater und der Çırağan Palast, eine besondere Liebschaft

Eigentlich war das eine lange Schweife, denn ich wollte Euch vom Ciragan Palast berichten. Ende 70er Jahre hatte mein Vater Dr. Ing. Reyyan Dener, der eigentlich Chemie Ingenieur war und zusätzlich Freigeist und Querdenker eine Idee. Den Ciragan Palast am Bosporus Ufer, der als ausgebrannte Bauruine dastand in ein Hotel umzuwandeln und wieder für die Stadt Istanbul zu gewinnen. Zu der Zeit dienten die Außenmauern der Ruine, eigentlich des Prachtbaus, als Lager für Baumaterial und -Schrott der Stadt Istanbul.

Deine guten Ideen kannst du in der Türkei gleich eingraben

Sein genialer Architekten Freund Fuchs Markovic aus Köln machte ein Entwurf und erstellte ein Modell um dieses bei der Stadt und dem Staat vorzustellen. Ein ausländischer Investor war auch gefunden. Ciragan Palast sollte ein Hotel werden. Nach den Erzählungen meines Vaters war man begeistert von seinem Plan, doch am Ende anscheinend doch nicht. Denn mein Vater wurde angeklagt Staatseigentum in böser Absicht an Ausländer veräußern zu wollen. Eigentlich hätte man den, der das ganze als Ruine dort verkommen ließ anklagen sollen. Den ersten Preis machte mein Vater und wurde angeklagt. Er setzte seine Beziehungen ein und erreichte, dass die Anklage fallen gelassen wurde. Wie absurd das Ganze ist: Er stellte dabei einen Pachtantrag auf 49 Jahre, vom Kauf und Verkauf war nicht einmal dir Rede.

Dann wurde der Traum von meinem Vater vor seinen Augen und ohne seine Beteiligung realisiert.

Erst 1987 packte dann eine japanische Investorengruppe das Hotel-Projekt an. Ich war damals der Berater der Lufthansa Hotelgesellschaft und brachte die Kempinski-Gruppe als Betreiber ins Spiel. So hatte ich wenigsten zu Lebzeiten meines Vaters bei der Verwirklichung seines Traums an einer Ecke mitwirken dürfen. Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten waren wir mit dabei. Ich glaube, dass wir bei den über Tausend Menschen die einzigen waren, die feuchte Augen hatten.

Kein Gebäude wurde so oft abgerissen und wieder aufgebaut.

Çırağan Palast Kempinski wurde mehrmals unter den Top 10 Hotels weltweit geführt. Das Gebäude hat eine interessante Geschichte. Ich behaupte mal, dass kein Prachtbau dieser Größe so oft abgerissen und neu gebaut wurde. Interessanterweise war die armenische Architektenfamilie Balyan fast bei jedem Neubau beteiligt. 77 Jahre stand der Palast als Ruine an einer der schönsten Stellen am Bosporus und kein Mensch nahm Anstoß daran etwas dagegen zu tun.

Çırağan-Palast

Der Çırağan-Palast, auch Tschiragan-Palast (türkisch Çırağan Sarayı) in Istanbul in der Türkei ist ein ehemaliger Sultanspalast und heute ein Luxushotel der 5-Sterne-Klasse.

Der Palast liegt in Beşiktaş direkt am Bosporus, südlich von Ortaköy. Hinter dem Çırağan-Palast liegt der Yıldız-Park.

Geschichte
Im 16. Jahrhundert gehörte das Grundstück am Wasser, auf dem das heutige Palasthotel steht, Admiral Kilic Ali Pascha. Das Kazancıoğlu-Garten genannte Grundstück erstreckte sich von Beşiktaş bis Ortaköy.

Mary Wortley Montagu, die Ehefrau des englischen Botschafters Edward Wortley Montagu im Osmanischen Reich, beschrieb um 1717 in einem Brief den Çırağan Palast mit den Worten: Er steht an einem der wunderschönsten Orte am Kanal, und dahinter befindet sich ein Hügel mit einem herrlichen Wald. Seine Ausmaße sind erstaunlich; die Wache versicherte mir, er beherberge achthundert Zimmer, was ich allerdings weder bestätigen noch bestreiten kann, da ich sie nicht gezählt habe; allerdings ist die Anzahl sicherlich sehr groß, und alles ist geradezu verschwenderisch mit Marmor, Gold und wunderbaren Malereien von Früchten und Blumen verziert. Die Fenster sind mit feinstem Kristallglas aus England bestückt, und hier erlebt man all die kostspielige Pracht, die man von einem Palast erwartet, der von einem jungen Mann errichtet wurde, der über den ganzen Reichtum eines großen Imperiums verfügt.

Ahmet III. schenkte den Kazancıoğlu-Garten seinem Schwiegersohn, dem Großwesir İbrahim Pascha von Nevsehir, der dort das erste „Yalı“ (am Wasser gelegene Villa) erbaute. Zusammen mit seiner Frau Fatma Sultan organisierte er dort Festlichkeiten mit Fackelbeleuchtung, die bald Çırağan Şenlikleri (Çırağan Lichtfeste) genannt wurden. Daher rührt auch der heutige Name Çırağan her. Eine Zeitlang wurde der Palast von Mahmut I. auch als Bankettsaal für Staatsgäste benutzt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Anwesen vom Großwesir des Sultans Selim III. gekauft, der das Gebäude abreißen und vom armenischen Architekten Krikor Balyan 1805 einen neuen Palast als Geschenk für den Herrscher errichten ließ. Dieser wiederum gab das Anwesen an seine Schwester Beyhan weiter, die das Geschenk jedoch nicht annehmen wollte. In der Folge benutzte Sultan Mahmud II. die Anlage als Sommerresidenz. Er ließ den Palast erneut abreißen, um ihn diesmal vom Architekten Garabed Balyan in prachtvollem Stil neu zu erbauen. 1855 entschloss sich Sultan Abdülmecid I., seinen offiziellen Wohnsitz im Palast von Dolmabahçe zu nehmen. Dies bewirkte einen neuerlichen Abriss und Wiederaufbau, diesmal durch Nigogos Balian. Der Bau konnte aber wegen politischer Krisen und damit verbundener finanzieller Probleme erst 1857 unter Sultan Abdülaziz fertiggestellt werden. Unter Sultan Abdülaziz erfuhr dar Palast einen architektonischen Stilwechsel hin zum Arabischen, wofür Künstler nach Nordafrika und Spanien entsandt wurden, um Kopien dortiger berühmter Gebäude zu erstellen. Der Legende nach wurden die Pläne des Baus aufgrund der wechselnden Wünsche des Herrschers zwanzigmal neu erstellt.

Die alten Palasttüren schenkte man Kaiser Wilhelm II.

Im Berliner Museum kann man heute einige der Palasttüren, von denen jede für eintausend Goldstücke gefertigt wurde, bewundern. Diese Türen waren ein Geschenk an Kaiser Wilhelm II., der die Stücke bei einem Besuch in Istanbul ausgiebig bewundert hatte. Sultan Murat V. wurde nach einem Putsch bis zu seinem Tod im Jahre 1904 mit seiner Familie im Çırağan-Palast festgehalten. Ab dem 14. November 1909 diente der Palast zwei Monate lang als Parlament. 1910 wurde der Palast bei einem Brand zerstört. Nur die Außenmauern blieben erhalten. 1946 wurde die Gebäuderuine mitsamt dem Park vom Parlament an die Gemeinde Istanbul übergeben. Die Gemeinde nutzte die Ruine am Bosporus als Baustoffdepot und Sportplatz.

1987 wurde der Palast von einer japanischen Investorengruppe übernommen und als Palasthotel der Kempinski-Hotelgruppe ausgebaut. Die Inneneinrichtung wurde im mediterranen Stil gestaltet. Seitdem gehört das Hotel zur Vereinigung The Leading Hotels of the World.

Die Geschichte des Ciragan Palast aus wikipedia

Kaltstart X - Das Buch von Ahmet Refii Dener

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