Türkei: Wo sind die Ausländischen Direktinvestitionen geblieben?
Keine Ahnung, ob sich das jemand in der Türkei fragt, aber ich habe die Frage gestellt, damit ich darauf antworten kann. Es gibt sicher einige Gründe aber, ich möchte die zwei aufzeigen, die am schwersten wiegen. Zuerst zeige ich mal auf, wie es um die ausländischen Direktinvestitionen in der Türkei steht. Fast bin ich dazu geneigt, die Immobilienkäufe der Ausländer nicht als Direktinvestition zu zählen, zumal diese nur einigen wenigen Nutzen und kein Mehrwert erzeugen, die die Wirtschaft weiterbringen könnten. Auch hat der Käufer, egal was mit der Wirtschaft passiert, letztendlich die Immobilie zur Hand, trägt also kein so hohes Risiko wie die, die in Handels-, Produktions- oder Dienstleistungsprojekte investieren.
Die Auslandstürken sorgen für einigermaßen gute Zahlen
Auch lassen die im Ausland lebenden Türken das Bild wenigstens etwas positiver erscheinen. Sei es auch nur eine Firmengründung in der Türkei, bedeutet, dass sie Geld in die Türkei schicken müssen. Oftmals wird nur gegründet, aber mit dem Unternehmen nicht gearbeitet.
Die Kapitalerhöhungen zählen zu den ausländischen Direktinvestitionen
Es gibt natürlich auch Unternehmen mit ausländischem Kapital, deren Geschäfte gut laufen in der Türkei. Realisieren diese Unternehmen z.B. für neue Investitionen eine Kapitalerhöhung, wird der Betrag ebenfalls zu ausländischen Direktinvestitionen gezählt, wo doch kein Cent aus dem Ausland kommt, zumal das in der Türkei befindliche Geld reinvestiert wird.

Zur Unternehmensgründung werden die in der Spalte A befindlichen Gelder ins Land gebracht. Spalte B zeigt die Beträge, die als Kredit aus dem Ausland ins Land fließen. Die Spalte C zeigt die Immobilieninvestitionen. Auch wenn ich nicht zu den ADI dazuzählen wollte, ist die einzig reale Investition, die die man bei Immobilienkauf ausgegeben hat. Was mit den anderen Beträgen aus A und B passiert, ob sie zu einer Investition heranreifen, oder nur ins Land gebracht wurden, um was anderes damit anzufangen, ist nicht erfasst.
Als der Prächtige noch im Demokratie-Zug saß
Die bittere Wahrheit zeigen die Zahlen aus 2006, 2007 und 2011 auf. Die ausländischen Direktinvestitionen bewegen sich im Jahr zwischen 15 und 20 Milliarden USD. Eine Höhe, die man später nie wieder erreicht hat. Warum?
Zwischenzeitig hat der Prächtige den Demokratie-Zug längst verlassen und ist der offizielle Alleinherrscher geworden. Davor war er es auch, aber halt unter dem Deckmantel der Demokratie.
Nach 2015 hat man nicht einmal geschafft, die 10 Milliarden USD Grenze zu überschreiten. Im ersten Halbjahr dieses Jahres kamen lediglich 3 Mrd. USD ins Land.
Was ist der andere Grund, dass der ausländische Investor die Türkei meidet?
Nochmals, der erste Grund ist der Prächtige höchstpersönlich. In Ein-Mann-Regimes vertraut und investiert man nicht. Das hat mit der Person von Erdogan dann nicht einmal was zu tun. Es ist immer gefährlich, wenn man sich auf einen alleine verlassen muss.
Das Rechtssystem ist nicht unabhängig und funktioniert nicht. Willkürentscheidungen sind an der Tagesordnung. Ein Unternehmen zu schließen, kann Jahre dauern und wenn man noch wegen Rechtsstreitigkeiten die türkischen Gerichte bemühen muss, hat man als Ausländer gänzlich verloren. Wenn nicht vor Gericht, dann auf jedem Fall die Lust auf die Türkei.
Die Unbekannten sind einfach zu viele
Stell dir vor, du bist ein Deutschtürke und investierst in die Türkei. Dein Geschäftspartner kommt aus der Türkei. Alles scheint gut zu laufen, bis einer um die Ecke kommt und behauptet, dass du Gülenist bist, aber was man auch nicht nachweisen kann, dass du eine terroristische Organisation unterstützt, oder gar Terrorist bist. Diese Fälle gibt es zehntausendfach. Na, traust du dich noch?
Wie ein Freund von mir enteignet wurde
Mein Freund aus Konya besaß eines der zehn führenden Produktionsstätten einer Branche. Er musste, um zu Finanzierung zu gelangen, einen Partner mit reinnehmen. Dieser brachte das Geld über die Bank der Gülenisten, Bank Asya ins Geschäft ein. Eines Tages ruft der neue Geschäftspartner den Pförtner an und sagt, dass die eigentlichen Eigner das Fabrikgelände nicht mehr betreten dürfen. Weg ist die Fabrik. Er prozessiert mittlerweile bald zehn Jahre. 6-7 Jahre hat er bei jedem Klagepunkt Recht bekommen. Dann aber kam eine neue Richterin, die alles für null und nichtig erklärte. Das zu Rechtssicherheit in der Türkei.
The German Angst kommt noch hinzu
So ganz freiwillig zog fast kein deutsches Unternehmen in die Türkei. Immer waren Begleiter, wie ich es einer bin, die den Weg ebneten. Der Deutsche ist allgemein ängstlich, wenn es um unbekanntes Terrain geht. Dennoch, in der Türkei gibt es ca. 54.000 Unternehmen mit ausländischem Kapital. Fragt man einige Steuerberatungsbüros, die diese buchhalterisch betreuen, sind 70% inaktiv. Die Zahl basiert auf vier große Steuerberatungsbüros, die ich befragt habe, ist somit nicht repräsentativ, aber doch sehr nah an der Realität. Die Angaben schwankten nämlich zwischen 65 und 73%.
Resümieren wir mal
Verstehst du jetzt, warum die Investoren sich nicht trauen? Zinsen runter, Inflation runter und noch Geld drauf, dass der Investor am Ende nur der Initiator ist und der Staat die gesamte Investition übernimmt, bringt alles nichts. Was nützt es, die ausländischen Investoren bleiben draußen. Zu riskant! Erst wenn der Prächtige geht und die Demokratie ähnlichen Verhältnisse zurückkommen, wird die türkische Wirtschaft wieder richtig Fahrt aufnehmen. Die Fachkräfte muss man dann ebenfalls vom Ausland holen, die gibt es nämlich in der Türkei heute schon nicht in genügender Anzahl. Dann müssen die Türkeistämmigen in Deutschland zeigen, wie viel Vertrauen sie der Türkei entgegenbringen, denn wenn sie nicht dort hingehen und arbeiten, andere tun es nicht. Es sei den in leitenden, gut dotierten Positionen.