Diesen Eid sagen die SchülerInnen in der Türkei jeden Tag auf
Jeden Morgen vor dem Unterrichtsbeginn muss man in den türkischen Schulen einen besonderen Eid sprechen: „Ich bin Türke, ehrlich und fleißig. Mein Gesetz ist es, meine Jüngeren zu schützen, meine Älteren zu achten, meine Heimat und meine Nation mehr zu lieben als mich selbst. Mein Ideal ist es aufzusteigen, voranzugehen. O großer Atatürk! Ich schwöre, dass ich unaufhaltsam auf dem von dir eröffneten Weg zu dem von dir gezeigten Ziel streben werde. Mein Dasein soll der türkischen Existenz ein Geschenk sein. Wie glücklich ist derjenige, der sagt, Ich bin Türke!“
Würden die Türken mehrheitlich auch nur ansatzweise einen dieser Sätze in ihrem Leben anwenden, wäre die Türkei heute eine Weltmacht, aber zumindest an einer anderen Stelle als sie jetzt ist. Was lernen wir daraus? Mit Druck von oben, der einem alles vorgibt und diktiert, egal was dieser bezweckt, erreicht man nicht viel. In der Türkei entstehen derzeit immer mehr religiöse Schulen und was ist das Ergebnis? Die Schulklassen sind unterbesetzt. Die Jugend kehrt der Religion den Rücken zu. Vieles was man als Religion zelebriert und vorlebt in der Öffentlichkeit, ist nicht mehr ehrlich, sondern nur zu Showzwecke, oder das, was man den politischen Islam nennt. Den Schein wahren heißt die Devise. Der Türke lebt nicht für sich, sondern für sein Umfeld. “Was sollen die Leute denken?” ist bestimmt unter den Top 3 der am häufigsten ausgesprochenen Sätze überhaupt.
Da die meisten Menschen, egal was sie machen, nicht mit Überzeugung dabei sind, braucht man in der Türkei nicht viel, um das Spiel von heute umzukehren.
Istanbul könnte den Anlass dazu liefern
Einen Ansatz zu einer Veränderung bzw. politischem Erdrutsch liefert der OB von Istanbul, der festgestellt hat, dass die Hauptbahnhöfe auf der anatolischen wie europäischen Seite von Istanbul in Haydarpascha und Sirkeci nach einer fingierten Ausschreibung einer Person zugeschlagen wurden, der bei der Stadt Istanbul bei Lohn und Brot stand und 3.000 TL Gehalt bekam und für die Teilnahme an der Ausschreibung ein Unternehmen mit 10.000 TL Stammkapital gründete. Der betreffende ist gleichzeitig im Vorstand einer Stiftung gewisser Leute aus dem Dunstkreis des Prächtigen. An der o. g. Ausschreibung nahmen auch die Unternehmen der Stadt Istanbul teil und wurden ausgebootet. Es ist nahe liegend, dass die Liegenschaften der Stadt Istanbul und den Istanbulern besser zu Gesicht stehen würden. Der OB hat alle Rechtsanwälte aufgerufen am Montag kommender Woche bei Gericht zu erscheinen. Er möchte mit ihnen zusammen Anzeige gegen alle Beteiligten erstatten und per Gerichtsentscheid die Gebäude für die Stadt Istanbul zurückgewinnen. Könnte daraus nicht mehr entspringen, wie damals bei den Gezi-Demos?