Türkei: Auf der nach oben offenenen Schäferskala erkennst du, was ein Mensch wert ist

Wenn der Prächtige den möchtegern Oppositionsführer kritisiert, oder überhaupt einen Gegner kritisiert, kommt er oft mit dem Satz: „Der ist ja nicht einmal in der Lage fünf Schafe zu hüten!“ Der Maßstab aller Dinge scheint das Schaf bzw. der Schäfer zu sein beim Prächtigen. Seit seinem Amtseintritt vor 17 Jahren, kommt er immer damit. Das passt gut ins Bild, zumal oft gesagt wird, dass die Anhängerschaft vom Prächtigen, wie die Schafe ihm folgen würden. Schafe und Schäfer, das scheint ziemlich Türkisch zu sein.

Ach so, der Oppositionsführer erwidert z. B. mit dem Satz: „Wenn ihm seine fünf Schafe gestohlen werden würden, würde er nichts von mitbekommen“. Anscheinend mag er auf dem Niveau weiterdiskutieren.

150.000 Schäfer sollen aus Afghanistan ins Land geholt werden

Apropos Schäfer. Es stimmt, wenn gesagt wird, dass die Türkei mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat und das auf allen Ebenen. Nicht dass es genug Menschen gäbe, die bestimmte Berufe ausüben könnten, nein, in dem Fall sind sie zu fein dafür.

Wenn man bedenkt, dass der Mindestlohn bei 2.000 TL liegt und der Schäfer 5.000 TL verdient und im Lande bei beschönigten 16% Arbeitslosen, 3,5 Millionen syrischen Flüchtlingen, 150.000 Schäfer fehlen, fehlen mir die Worte und stichhaltige Begründungen um die Situation zu begreifen. Die Unterdeckung an Schäfern soll mit Kräften aus Afghanistan abgedeckt werden, sagt der Verbandspräsident der TÜDKİYEB (Verband der Ziegen- und Schafezüchter der Türkei) Nihat Çelik. Dann mal los!

Ich danke meinem Freund Feyzi Açıkalın, der heute in seiner Cumhuriyet Kolumne diesen Sachverhalt, lustig und kritisch behandelte und mir den Ansatz lieferte, mitzubohren.

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