Die Weltkonjunktur sagt der türkischen Wirtschaft: GO!

Die drei Buchstaben IMF werden in der Türkei „Ei-Em-Eff“ ausgesprochen. Wer mit der englischen Sprache nicht in Berührung kam, sagt “Ie-mee-fe”. Dass die Abkürzung für International Monetary Fund steht, dürfte nur den wenigsten bekannt sein. Dabei geht es um den International Währungsfonds. Dem Deutschen besser bekannt unter IWF.
Die IMF hat Erdogan der Prächtige fast jedem Türken als ‚ganz böse‘ bekannt gemacht. Die IMF würde den Staaten Geld leihen und diese dann in eine Art Zwangsverwaltung nehmen. Witzig ist, dass die Türkei Gesellschafter der IMF ist, aber egal. In seiner Ära wurden die letzten Schulden bei der IMF beglichen. Dabei waren die Schulden vorher schon kontinuierlich abgebaut worden und zufällig zu seiner Zeit war man quitt mit der IMF. So wie Helmut Kohl zufällig der Kanzler der Wiedervereinigung war, wurde Erdogan der Prächtige zum IMF Bändiger hochstilisiert. Dann ging er mit der Lüge, dass die IMF die Türkei angefragt hätte, ob sie 5 Mrd. USD in den Topf schmeißen könne in mehrere Wahlkämpfe, die er irgendwie gewann. Auch egal, haben wir alles hinter uns. Jetzt hat die IMF die Vorausschau für die nächsten 1-2 Jahre bekanntgegeben. Die Vorausschau ist nicht zu verachten, zumal daran 189 Ländervertreter und 1200 Analysten mitwirken. Doch sind die Reports immer mit Vorsicht zu genießen. Fehler treten grundsätzlich auf.
Eine Bank, dass sie von der Realität abweichen, sind die Voraussagen über das Wirtschaftswachstum der USA und Chinas. Da die USA der größte Gesellschafter der IMF ist, fallen die Voraussagen über die amerikanische Wirtschaft grundsätzlich recht positiv aus. Dafür sind die Zahlen, die Chinas Wachstum voraussagen, eher tiefer angesetzt und fallen später höher aus.
Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Die IMF schätzt, dass die Weltwirtschaft sich auf dem Weg nach oben befindet. 2019 betrug das Wachstum 2,9%, in 2020 werden 3,3% und in 2021 nochmals 3,4% Wachstum erwartet. Die klaren und harten Leitplanken in der Geldpolitik halten die Weltwirtschaft auf Spur, so scheint es.
Das Glas ist halbleer, wenn man die USA und China betrachtet. Deren Wirtschaftswachstum wird sich tendenziell nach unten orientieren. Für die IMF sind die Risiken, die die Weltwirtschaft nach unten ziehen könnten eher gering. Eher könnte es angenehme Überraschungen geben.
Wie steht es dabei mit der Türkei?
Bei diesem Bild, was wir von der IMF übermittelt bekommen, kann die Türkei sich
alles nur selber verbocken, denn die Zeichen in der Weltwirtschaft stehen auf ‚Positiv‘.
Die Türkei hofft in 2020 ca. 3% wachsen zu können. In guten Zeiten habe ich
immer gesagt, dass ein Wirtschaftswachstum um 6% für die Türkei eher Stillstand
bedeutet, denn die ungenutzten Potentiale sind enorm. Nur scheint es, dass diese
wieder unangetastet bleiben werden, denn Pläne für die Zukunft gibt es nicht.
Es gibt das ‚Jetzt‘
Die Situation retten, Macht erhalten und die Krise aussitzen, darauf basiert die Strategie von Erdogan. Planungen, die Wirtschaft dauerhaft zu stärken und zu stabilisieren, neue Arbeitsplätze zu schaffen etc. gibt es nicht.
Die Türkei baut wirtschaftlich substanziell ab. Die Arbeitslosigkeit steigt und eine Trendwende ist nicht sichtbar. Wie denn auch, wenn Unternehmen schließen, die Arbeitsplätze vernichtet werden und die Geburtenrate und die Zuwanderung konstant hoch bleibt, kann das nur ein schlimmes Ende nehmen.
Seid gewarnt!
Da die Talfahrt schon sehr lange dauert, werden bald die Positivmeldungen hinsichtlich der türkischen Wirtschaft auf uns niederprasseln. Klar, wenn man so weit im Keller ist, kann jede Bewegung nach oben als ‚sehr‘ positiv betrachtet werden. Dennoch, die Talfahrt geht weiter, zwischendurch können einige Hügel auf dem Weg sein, wo wir denken, es ginge aufwärts.