„Wir kommen zu nichts, weil wir ständig mit dem Geld befasst sind!“

MUDO ist eines der bekanntesten Labels für Mode in der Türkei. In der letzten Zeit war man ebenfalls mit den Inneneinrichtungs-, Möbel- und Lifestyle-Läden ebenfalls erfolgreich.

In der Wirtschaftszeitung Dünya entdeckte ich ein Interview mit dem Gründer des Labels Herrn Taviloglu, dem ich einige Male begegnet bin und weiß, wie sehr er für seine Marke lebt.

Er und ein Satz von ihm, welche als Überschrift zum Interview diente, machten mich neugierig. „Wir kommen zu nichts, weil wir ständig mit dem Geld befasst sind!“ Die Mutter aller Sätze, den jeder Unternehmer in der Türkei fast jeden Tag ausspricht. So, wie man den Menschen in der Türkei alles mögliche in kleinen Dosierungen aber dauerhaft verabreicht, so kam es mit den Devisenkursen. Wenn sie ständig hinter dem Komma steigen, denkt man, in der Wirtschaft stabilisiert sich alles und vergisst, dass die Türkische Lira eigentlich unterbewertet ist. Am Ende gewöhnt sich an alles, nimmt es als Normalität hin und versucht damit klar zu kommen.

„2019 wird ein gutes Jahr für uns werden!“

Diesen Satz sprach Taviloglu nach dem schlechten Jahr 2018 wie viele türkischen Unternehmer. Derzeit heißt es: „2020 wird das Jahr der Wende in der türkischen Wirtschaft!“ Ich denke, den Satz wird man von Jahr zu Jahr neu aussprechen, bis es mal eintrifft.

Auf die Frage, warum alles anders als gedacht kam antwortet Taviloglu, dass die auf Devisenbasis gemachten Mietverträge der Mudo Gruppe die Luft nahmen. Der Einzelhandel würde schon seit 2015, nach der Krise mit Russland, der Putschähnlichenirgendwas (er sagte nur Putsch) und der anschließenden Krise mit Syrien, eine Talfahrt erleben. Während die Umsätze stiegen, wurden die Devisen ebenfalls teurer und konnten von den Umsätzen nicht mehr aufgefangen werden. So stiegen auf Türkische Lira Basis nicht nur die Mieten unverhältnismäßig, sondern alle anderen Kostenfaktoren mit. Die vormals als ‚richtig‘ eingeschätzten Investitionen wurden zu Fehlinvestitionen. Die Marge wäre in den letzten 5 Jahren kontinuierlich gefallen.

„Sind die Sorgen überwunden?“

Auf diese Frage antwortet Taviloglu, dass sie fast einen Neuanfang gemacht hätten. Schon 2016 wären sie kleiner geworden und 20 Läden geschlossen, wobei 7-8 Läden mit anderen Konzepten eröffnet wurden. Sie hätten viel Eigentum verkauft und von der Substanz gezehrt. MUDO hätte derzeit 118 Läden zwischen 50 und 5000 qm. 2019 hätte man sich abermals verkleinert.

„Es war ein trauriges Jahr!“

Den Satz ergänzt er mit der Erklärung, dass sie viel gearbeitet und kaum was bewegt hätten, was sie nach vorne gebracht hätte. „Was wir verdienten, ging für die Zinsen drauf!“.

Dennoch hätten sie einen neuen Mega-Strore im Banken- und Geschäftsviertel Maslak eröffnet. „Das war ich mir und meiner Marke schuldig. Um zu zeigen, dass wir noch da sind, musste ich den Laden eröffnen.“ sagt er.

„Wir können noch so gut sein, aber 24% Zinsen, die ein türkischer Unternehmer im Schnitt an Zinsen für Kredite zahlt, macht unsere Chancen im Ausland zunichte.“ „Im Wettstreit mit unserem Konkurrenten benutzen wir die gleiche Piste. Während wir 150 Kilo im Gepäck haben, laufen diese mit 10 Kilo. Die Chancengleichheit ist nicht gegeben.“

Die staatliche Ziraat Bank würde mit Wohlwollen dem Unternehmen bei den Umschuldungen entgegenkommen. Taviloglu hofft, dass mit denen alles glatt geht. Wollen wir mal auch hoffen, dass die Marke uns erhalten bleibt, den MUDO ist eine tolle Marke. Wer mal in der Türkei ist, sollte die Läden besuchen.

Abschließend sagt er: „Wir merken, dass in den letzten 50 Jahren wir kaum Fehler gemacht haben. Das kam uns zugute. Wir konnten von der Substanz zehren. Wir leben in Zeiten, die allgemein schwieriger sind. Als ich zuletzt in New York war, konnte ich feststellen, dass die großen Labels, wo die Menschen früher Schlange standen, um in den Laden zu kommen, nicht mehr da waren. Die Schlangen existierten nur vor den Museen. Wir setzen auf 2020!“

Quelle: Dünya-Online

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