Türkei: Auf Kaffeesatz setzen, oder Statistiken lesen – Jedes Jahr 700.000 neue Arbeitsplätze nötig

Die Arbeitslosigkeit ist mit 13,3% bekanntgegeben worden. Die Zahl zeigt die Arbeitslosigkeit im November 2019. Keine Angst, auf die Zahl möchte ich nicht eingehen, zumal es nicht aussagekräftig ist. Fakt ist, dass die Arbeitslosigkeit in der Türkei dieser Tage nicht fallen kann, zumal die Realitäten dagegensprechen. Jetzt möchte ich auch nicht mit den vielen Unternehmenspleiten kommen, wo in Folge die Industrie weiter schrumpft und immer weniger Arbeitsplätze gibt, ich möchte eine andere Zahl erwähnen.

Wie viele Arbeitsplätze muss man jedes Jahr schaffen, damit die Arbeitslosigkeit nicht steigt?

Unter den Analysten gibt es eine Zahl, die im Raum steht und zwar, dass die Arbeitslosigkeit in der Türkei sich nur stabilisieren kann, wir reden von stabil schlecht und nicht von einer Verbesserung des Arbeitsmarktes, wenn jährlich 700.000 bis 750.000 neue Arbeitsplätze neu erschaffen werden.

Diese Zahl hatte Gültigkeit in den Zeiten, als die Türkei jedes Jahr durch die Differenz der Geburten- und Sterbensrate 1 Mio. Neutürken an Plus hatte. Das war mal.


Die Bevölkerung wächst, die Zahl der Arbeitenden sinkt und die Arbeitslosenquote ist stabil schlecht.

Während die Bevölkerungszahl der Türkei in 2017 bei 80.810.000 lag, so hatten wir Ende 2019 eine Bevölkerung der Türkei von 83.155.000. Ein Zuwachs von 2.345.000 Menschen. Weitab von der Million, was üblich war und worauf die Aussage getroffen wurde, dass jährlich 700-750.000 neue Arbeitsplätze nötig wären. Eine Negativgröße ist auch, dass in dieser Zeit die Zahl der Berufstätigen um 300.000 zurückging.

Merkt Ihr das Ungleichgewicht zum Negativen hin?

Die Bevölkerung wächst, die verkündeten Arbeitslosenzahlen bleiben fast identisch, die Zahl der Arbeitenden sinkt. Die türkische Wirtschaft müsste außer in der Agrar- und Baubranche wachsen und in anderen Bereichen neue Arbeitsplätze schaffen. Das bedeutet aber Innovation, wovon in der türkischen Wirtschaft nicht viel vorhanden ist. Es gibt sie, aber bei weiten nicht ausreichend, denn dafür stimmen die Rahmenbedingungen ebenfalls nicht. Wie sollen Menschen, in diesem Fall die Ingenieure und Wissenschaftler, die mit einem Auge ins Ausland schielen und nach Möglichkeiten Ausschau halten, um das Land, die Türkei zu verlassen, in die Zukunft hineindenken, forschen und entwickeln?

Das Unternehmenssterben geht ungemindert weiter, aber auch werden neue Unternehmen gegründet und das reichlich. Der Türke ist geschäftstüchtig und hat Hoffnungen, die sie in die Tat umsetzen wollen. Fakt ist aber, dass es besser ist, bestehendes zu erhalten und neue Unternehmen zu gründen, als den Bestand an gestandenen Unternehmen zu verlieren und mit immer neuen Startups am Start zu sein, von denen die meisten auf der Strecke bleiben und sich nicht etablieren können. Das hat dann auch wieder nicht mit Unvermögen zu tun, nein, die Rahmenbedingungen sind denkbar schlecht, denn es fehlt am Kapital.

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