Das Coronavirus gibt der arg gebeutelten türkischen Hotellerie den Todesstoß

Laut dem Banken Regulierungsbehörde und -Aufsicht (BDDK) hat die Tourismusindustrie zum Ende des Jahres 75,2 Milliarden TL Schulden an Barkrediten. Addiert man noch die Schulden der Gastronomiebetriebe dazu, steht man bei 95,5 Milliarden TL Schulden. Laut der BDDK sind die Schulden seit 2017 um 46% gestiegen, wo doch nach Außen hin die Tourismusindustrie zu brummen schien. Was die Verschuldung der Tourismusindustrie angeht, hat Antalya (Alanya, Side, Manavgat, Kemer, Belek etc. sind Kreisstädte von Antalya) Istanbul überholt. Das passierte alles in den letzten zwei Jahren.
Die Pfändungsbeschlüsse sind um das 6-fache gestiegen.
Während Antalya-Tourismusindustrie den Banken 2017 19,9 Milliarden TL schuldete, betragen diese zum Ende des Jahres 2019 35,5 Milliarden TL. Eine Steigerung von 78,4%. In diesem Zeitrahmen soll die Zahl der Pfändungsbeschlüsse um 575% zugenommen haben. Diese beiden Zahlen zeigen die dramatische Entwicklung und die Tatsache, dass die Marge im Tourismus nicht stimmt. Schon kleine Krisen machen den Schuldendienst unmöglich.

Das Coronavirus kommt jetzt noch hinzu!
Zuerst einmal fallen die Buchungen zu den Osterferien total weg. Wenn man weiß, dass die Betriebe ganz selten ihr Personal pünktlich, wenn überhaupt, bezahlen und das Personal in der Tourismusindustrie im Jahr nur sechs Monate arbeitet und sechs Monate arbeitslos ist, wird man das bereits für die Saison 2020 eingestellte Personal wohl erst einmal in die Arbeitslosigkeit schicken. Dabei sind viele türkischen Arbeitslosen zumeist durch billigere syrischen Flüchtlinge/Migranten schon längst ersetzt worden. Womöglich wird aus den Sommerferien auch nichts werden, zumal die Entwicklung im Fall Coronavirus nicht von heute auf morgen sich ändern wird. Mit Sicherheit kann man heute sagen, dass von den Hotels nur die stärksten am Leben bleiben werden. Dabei meine ich das nicht aus ‘eigener Finanzstärke des Betriebes’ heraus, sondern durch das Vermögen der Eigentümer, die dann wieder Frisches einbringen müssen.
Es gibt zweierlei Hoteleigner in der Türkei
Das Sterben in der Hotellerie der Türkei ist anders als z. B. ein Hotellerie Sterben in Deutschland. Während in Deutschland viele Eigentümer in den Ruin getrieben werden würden, sind es in der Türkei weitaus wenige Unternehmer, die dieses Leid erleben dürften. Die meisten Hotels gehören sehr wohlhabenden Familien, bei denen zwar der Hotelbetrieb in Konkurs gehen würde, aber nicht sie. Die eigentlichen Leidtragenden werden wieder einmal die in der Tourismusindustrie beschäftigen sein.
Die Hotelburgen werden bald anderen gehören
Zwangsläufig werden die Hotels den Besitzer wechseln müssen. Unschwer kann man vermuten, dass die Katarer und die bekannten Spieler der AKP-Nahen schon in den Startlöchern stehen und den Sektor danach komplett übernehmen werden. Wieder stimmt der Spruch, dass jede Krise neue Chancen mit sich bringt, fragt sich nur für wen?