Es gibt Home-Office und Hohm-Offisss

Vom Home-Office zu arbeiten will gelernt sein und ist nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache. Wenn du dich vom häuslichen Geschehen nicht abschotten kannst, bist du verloren. Für Leute, die im Büro schon „Halbe Kraft voraus!“ arbeiten, ist Home-Office, wie eine Kur oder Sabbatical.
Bevor ich andere schlecht mache, erzähle ich von mir. Ich musste mir erst einmal meinen Arbeitsplatz suchen. Es gab Zeiten, wo ich mein Arbeitszimmer hatte, dann wieder mal nicht. Besonders schwer ist es sich zu konzentrieren, wenn in einem Haus lecker gekocht wird und du ein guter Esser bist. Allein schon, wenn die Frau die Zwiebeln in die Pfanne haut, kannst du phantasieren, was das am Ende geben wird. „Was gibt es zum Essen?“, „Wann essen wir?“, „Ist das zum Mittag oder zum Abend?“ sind einige der meistgestellten Fragen. Die wichtigste Frage ist dabei: „Wann essen wir?“ So kannst du in etwa abstecken, wie lange du an einem Stück arbeiten wirst, oder zumindest versuchen wirst zu arbeiten. Die Verwandtschaft sitzt in der Türkei ebenfalls in Corona-Haft. So bleibt es nicht aus, dass sie anrufen, die Babys im Haus vor die Kamera stellen und die Master-Frage stellen: „Wo ist denn Onkel Ahmet?“
Oder anderer Fall. Aus dem Nebenzimmer höre ich, dass die Verwandtschaft meiner Frau fragt, was ich gerade mache: „Was soll er schon machen, das was er immer macht, er hängt am Computer.“ Somit weißt du, während du voll konzentriert am Computer sitzt, dass deine Arbeit die du verrichtest, die unterste Schublade ist, ja, fast keine Arbeit, sondern nur Spiel. Die, die nach mir fragen, die kennen einen Computer nur vom Spielen her. Schon können sie sich ein Bild von mir machen: „Ein Taugenichts, der seine Zeit am Computer vertrödelt.“ Ich versuche mich zu beruhigen. Endlich habe ich den Text. Jetzt muss ich das erste Mal laut Korrektur lesen.
Das geht nur laut, wenn du nach den drei Regeln schreibst: Klingt gut, klingt schlecht, klingt komisch. Schon nach den ersten Wörtern ruft jemand im Haus: „Wie bitte?“ „Nein, ich rede nicht mit dir, ich lese nur laut vor!“ heißt es dann. Wenn ich selber korrigiere, versuche ich die „Klingt gut“ Stufe zu erreichen. Oft habe ich meine lieben HelferInnen, die für mich Korrektur lesen. Viele bieten sich an, möchten korrigieren, aber mit dem Zusatz „Wenn ich Zeit habe, mache ich das!“ Eigentlich verständlich, schließlich tun sie mir eine Gefälligkeit.
Schon ziehe ich weiter, denn das Ungewisse ist in meinem Leben schon lange Programm und das kann ich nicht zusätzlich haben. Auf Berlin und Izmir kann ich mich immer verlassen. Wenn sie zusagen, passiert es zumeist prompt. Dieser Tage hänge ich tatsächlich am Computer und suche nach Möglichkeiten die Corona-Zeit geschäftlich heil zu überstehen. Das Wichtigste, was ich aufgeschnappt habe: Die Soforthilfen werden am Mittwoch im Bundestag verabschiedet und am Freitag ist der Bundesrat dran.
Ich bin mal gespannt, wie die Abwicklung funktioniert, wo doch alles so kompliziert ist in der Bürokratie. Fast erachte ich es als ein Glücksfall, dass der Monat März 31 Tage hat. Das sind 24 Stunden mehr, die man zum Grübeln hat.
Noch was!
In der Türkei machen die E-Commerce Portale, laut deren Angaben, die meisten Umsätze zwischen 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Jetzt stelle ich mir diese MitarbeiterInnen der Unternehmen vor, wenn sie von zuhause aus arbeiten. Wahrscheinlich kommen sie vor lauter Hausarbeit nicht zum Bestellen.
https://ichmeinsgut.de/2020/03/es-gibt-home-office-und-hohm-offisss/