‘Il Turco’ Benito, in Istanbul-Beyoglu geboren, ist in Italien verstorben.

Ich hatte euch in einem Beitrag schon mit Benito Tamburi konfrontiert. Er ist derjenige, der den ersten Elektroeinzelhandelsgeschäft mit viel Ramschware inklusive eröffnete. Benito ist Anfang der Woche von uns gegangen. Er wurde in seiner Gegend, wo er in Italien lebte, in Marina di Ginosa, “Il Turco” (Der Türke) genannt. Er war es tatsächlich. Ein Mann mit drei Nationalitäten. Türke, Grieche und Italiener.
Geboren wurde er 1938 in Istanbul Beyoglu. Dort wuchs er auch auf. Sein Vater war Schneider und Italiener, die Mutter Hausfrau und Griechin. Sie waren ein Teil der griechischen Gemeinde in Istanbul. Benito und sein Bruder Atanasio wuchsen in Beyoglu auf, wo der Vater auch sein Schneiderladen hatte. Beide leisteten in der Türkei ihren Militärdienst ab. Warum ich das türkische Element herausstelle, hat einen Grund. Sie waren ein Teil vom Ganzen, glaubten sie. Dann kam der 7. September 1955, der Pogrom von Istanbul. Gewalttätige Ausschreitungen gegen die christliche, vor allem griechische Minderheit in Istanbul, Izmir und in der türkischen Hauptstadt Ankara in der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955. Den Verbrechen fielen auch türkische Juden und Armenier zum Opfer. Atanasio der jüngere Bruder von Benito wurde an diesem Tag überfahren. Fahrerflucht! Schon in der Woche darauf bekam der Vater von Benito Berufsverbot. Um überleben zu können, zog die Familie zuerst nach Griechenland, dann Italien, anschließend über Schweiz nach Deutschland. Sein älterer Bruder, der Friseur war, wollte in die USA. Am Ende wanderte er nach Kanada aus. Heute leben die Tamburis in Kanada und in den USA.
Ich erwähne das alles deshalb, um aufzuzeigen, was Menschen den Menschen antun und Schicksal spielen können. Warum Berufsverbot in der Türkei? Nur weil er auch griechisches Blut gehabt hat? Warum dürfte er dann zum türkischen Militärdienst?

Benito, ein gläubiger Christ hat zum Sterben den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht. Er starb nach kurzer aber schwerer Krankheit in einem Krankenhaus, wo viele Corona-Patienten untergebracht waren. Der Pastor in Schutzkleidung, war sein einziger Begleiter zum Friedhof. Die Familie dürfte ihn nicht einmal an seinen letzten Tagen begleiten.
Ruhe in Frieden Il Turco! Es war schön dich gekannt zu haben.
