Unser Leben ist aus dem Takt geraten.

Noch letzte Woche berichtete ich z. B. von der Textilindustrie der Türkei als Nutznießer der Situation, weil China als Lieferant ausfiel. Innerhalb dieser einen Woche veränderte sich das Bild schlagartig, wie ich von einigen Textilherstellern höre. Die Aufträge werden einer nachdem anderen storniert. Was brauchen Menschen immer neue Textilien, wenn sie hauptsächlich ihre Wohnungen hüten sollen/müssen.
China hat innerhalb kurzer Zeit 5 Millionen neue Arbeitslose heißt es. So wird es auch in anderen Ländern kommen, je länger das Coronavirus unser Leben beeinflusst.
Egal an welchem Wirtschaftszweig man ansetzt, die Arbeitslosigkeit wird immens steigen. Dieses Mal sind es nicht nur die Berufstätigen, sondern auch die Selbständigen, die ebenfalls in die Arbeitslosigkeit gehen werden. Viele stehen vor dem Ruin.
Schon zum nächsten Monatsersten, wenn einige Raten nicht mehr bezahlt werden können und die Negativeinträge bei den Auskunfteien die Folge sind, wird ein Neuanfang nach dem Coronavirus noch schwerer werden und zumindest unter negativen Vorzeichen stehen.
Schwenken wir von Deutschland wieder in die Türkei um, kann man festhalten, dass die Menschen zwar sensationslüstern über das Coronavirus reden, aber denen nicht ganz bewusst ist, welche Lawine auf sie zukommt.
Der Alleinherrscher ist dieser Tage untergetaucht, oder milde ausgedrückt, nicht mehr präsent und lässt den Gesundheitsminister machen. Die bis heute andauernde Ratlosigkeit, wie man die Wirtschaft wieder nach Vorne bringen könnte, dürfte man jetzt gänzlich aufgegeben haben.
Der stille Tod der türkischen Wirtschaft, wegen der aus Angst vor Repressalien der Regierung schweigenden Wirtschaftsbosse und der ArbeiterInnen, wird allmählich lauter werden müssen, zumal das Leiden der Menschen nicht mehr so still ablaufen wird bzw. kann.

In den Medien sind die Branchen aufgelistet, die Hilfsleistungen fordern. Es sind ausnahmslos alle. Die Frage ist, wie die Förderung ausschauen soll. Schon seit Jahren pumpt die Regierung Multimilliarden in die Unternehmen ihrer Wahl hinein, mit dem Ergebnis, dass sie immer mehr Geld benötigen. Überleben, wofür? Die meisten Unternehmen sind ein Fass ohne Boden, die ihre Schulden kaum mehr überblicken können. Selbst, wenn der Markt bzw. die Konjunktur anrollen würde, was man unter diesen Umständen schwerlich vorstellen kann, werden die Unternehmen, unter dieser Schuldenlast wohl kaum weiter existieren können.
In der Türkei ist die Aufgabe kaum zu lösen. Den Schmerz zeitweilig lindern kann die Devise heißen, aber mehr auch nicht. Auch stehen die Finanzmittel nicht zur Verfügung. Deutschland hat eine nicht minder schwierige Aufgabe zu lösen, hat aber die besseren Vorzeichen. Ausgehend von einer intakten Wirtschaft, muss man schauen, an welchen Stellen die Hilfen folgen müssen. Klar, ebenfalls eine schwierige Aufgabe, bei dem es nicht effektiv bzw. gerecht zugehen wird.
Wenn wir nach dem Coronavirus unsere Leben weiterleben, wird alles anders sein. Das Leben ist aus dem Takt geraten.