Der inhaftierte türk. Journalist schrieb seinem deutschen Kollegen mit blauer Tinte.

Ich habe mir mit der folgenden Posting eine Sperre von 24 Stunden bei Facebook eingehandelt . Klar, ich hätte Einspruch einlegen können, aber in dem Fall wäre die Sperre, im Fall eines Negativentscheides länger geworden. Dass wieder einige nette Leute am Werk waren und den Beitrag in einer einzigen Gruppe gemeldet haben, steht außer Frage, denn der Beitrag ist in fünf anderen Facebook Gruppen nicht beanstandet worden. Also liegt es definitiv nicht an den Facebook-Algorithmen.

Hierbei wollte ich Bezug nehmen auf die Menschen in der Türkei, die in der Tasche keine türkische Lira haben, aber dafür den teuersten iPhone besitzen. Ein neueres Modell kostet genauso viel wie vier Monatsmindestlöhne. So wird auf Dauer, besonders während und nach der Pandemie, diese o.g. Variante des Bezahlens,  öfters zum Einsatz kommen. Wollen wir hoffen, dass die betroffenen andere Möglichkeiten finden und nicht mit ihrer Gesundheit spielen.

Kommen wir zum türkischen Journalisten, der seinem deutschen Kollegen schreibt.

Ein türkischer Journalist der im Gefängnis in der Türkei sitzt bekommt Besuch von seinem deutschen Kollegen. Er sagt ihm, dass er ihm aus der Zelle berichten wird, wenn sich die Gelegenheit ergibt, wie es so in der Türkei so zugeht.

Sie vereinbaren untereinander einen Code. Wenn er sicher ist, dass sein Brief nicht gelesen wird, würde er mit blauer Tinte die Wahrheit schreiben. Sollte er sich beobachtet fühlen, würde er mit roter Tinte die Unwahrheit schreiben.

Dann erhält der der deutsche Journalist einen ersten Brief von seinem Kollegen aus der Türkei. Es ist mit blauer Tinte geschrieben.

„Hallo mein Bester, hier ist soweit alles in Ordnung. Hier gibt es die Meinungsfreiheit, die Demokratie kannst du hier in höchster Vollendung erleben, mein Fall soll nochmals aufgerollt werden, zum Glück haben wir den Rechtsstaat und eine Gewaltenteilung, du wirst sehen, dass ich bald rauskommen werde. Auch im Lande sieht es sonst nicht schlecht aus. Der Mindestlohn ist über meinen Erwartungen und wie ich finde mit 15% unangemessen gestiegen dieses Jahr. Die Tomatenpreise sind in diesem Jahr nicht um 71% gestiegen. Genauso sind die Zitronen nicht um 68%, Mandarinen um 44%, die Kartoffeln um 39%, die Orangen um 33%, die Zwiebeln 29%, die Äpfel 30%, der Reis 26%, der Fische 22%, die Käse 20% teurer geworden. Bitte entschuldige, dass ich keinen rot schreibenden Stift gefunden habe.“

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