Türkei: Der Immobilienmarkt zu Corona-Zeiten
Worüber ich berichte, betrifft eher die Metropolen der Türkei. Einige, die über die Mittel verfügen, schlagen dieser Tage von Montag bis Donnerstag, bis der Ausgangsverbot beginnt, auf dem Immobilienmarkt zu und bringen Geld in die Taschen derer, die es dringend benötigen und unter dem realen Preis verkaufen müssen.
Der Schnäppchenmarkt ist eröffnet. Da das Coronavirus am 11. März an der Tür klopfte und die Türkei lange keine Maßnahmen dagegen ergriff, lief der März, was den Immobilienmarkt betrifft, noch einigermaßen weiter. 106.000 Immobilien wechselten den Besitzer. Somit wurden im Land, im ersten Quartal 341.000 Immobilienverkäufe realisiert.
Die größte Anzahl von Deals, lassen nicht den Makler, sondern eher den Notar daran verdienen, denn es sind die Immobilien, wo die Bank per Hypothek die Hand draufhatte und diese jetzt abwickelt.
Noch schlimmer ist die Lage bei den Unternehmen der Baubranche, wobei ich nicht die Baunternehmen meine, nein, es sind die Baustofflieferanten, die dieser Tage eine nach dem anderen Pleite gehen. Ein Freund, der Geschäftsführer eines solchen Unternehmens war, berichtet, dass sie von den Bauunternehmen, die noch zu bauenden, oder im Bestand des Bauunternehmens befindlichen Immobilien in Zahlung nahmen und dafür Baustoffe lieferten. Das ist in der Branche so üblich, dass die Bauunternehmen zumeist mit gebauten oder noch zu bauenden Wohnungen die Lieferungen in Naturalien bezahlen. Die Immobilienbestände des besagten Unternehmens wuchsen dermaßen an, dass die Buchhaltung einen riesigen Gewinn auswies, aber dieser nur in Form von Wohnungen bzw. über deren geschätzten Wert existierte, die schon vor der Corona Krise schwer und jetzt unverkäuflich waren. 90 Immobilien, wovon die Hälfte nicht einmal fertiggebaut wurde. Der Freund sagt, dass es bei vielen großen Unternehmen der Zementindustrie z.B. nicht anders bzw. noch schlimmer ausschauen würde. Er kennt Baustofflieferanten, die jeweils über 300 Wohnungen in den Büchern als Bestand stehen hätten, aber dafür kein Bares in der Kasse.
Bargeld und Unterdeckung in der Wirtschaft der Türkei, haben schon seit jeher Tradition. Man operierte immer hart am Limit zwischen Weiterkommen und Scheitern, mit niedriger Marge. Diese Unternehmen werden, auch wenn sie es schaffen, Kredite zu bekommen, allesamt scheitern müssen. Leider!
Die gesunden Unternehmen produzieren bzw. produzierten hauptsächlich für den Export. Sie lassen die Maschinen weiterlaufen, obwohl sie im April bei 62% Kapazitätsauslastung stehen. Zumeist sind es die Altaufträge, die zu Ende produziert und ausgeliefert werden. Mit neuen Aufträgen sieht es genauso schlecht aus, wie mit den Zahlungseingängen bereits realisierter Aufträge.
Der Immobilienmarkt in den Urlaubsgegenden ist eher schwankend. Es gibt Makler, die durchaus noch Verkäufe tätigen und wiederum andere, die seit Wochen nichts verkauft haben.
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