Das Heute war im März 1993 schon einmal

Es war März 1993. Genau wie dieser Tage, ging es zwischen Armenien und Aserbaidschan hoch her. Der Ministerpräsident der Türkei war Süleyman Demirel und der Präsident Turgut Özal. Der türkische Geheimdienst MIT soll Özal informiert haben (türk. Medien), dass die Armenier, mit der Unterstützung der Russen, ein Teil des Aserbaidschan einnehmen würden.

Der Präsident von Aserbaidschan Abulfaz Elchibey verlor keine Zeit und schickte einen Entsandten nach Ankara. Dieser Sprach zuerst mit dem Ministerpräsidenten Demirel, um dann erst mit dem Präsidenten Özal zu sprechen, übergab ihm aber ein Schreiben von Elchibey.

Der türkische Geheimdienst war der Meinung, dass durch das Vorhaben der Armenier und der Russen, der Ausbau des Baku-Tiflis-Ceyhan Pipelines verhindert werden sollte. Damit sollte die Annäherung von Aserbaidschan zur Türkei und somit Richtung Westen gestoppt werden. Noch bevor der Entsandte Aserbaidschans in Ankara eintraf, hatte Özal der türkischen Armee befohlen, an der armenischen Grenze Stellung zu beziehen. Die türkische Armee wartete, laut den damaligen Medien, auf den Einmarschbefehl Özal’s. Währenddessen schickte die Türkei Waffen, Munition und Experten nach Aserbaidschan. Moskau machte zu der Zeit einen Schritt zurück. Die türkischen Medien überschlugen sich damals mit den Nachrichten, dass der Schulterschluss der Türkei mit Aserbaidschan dieses bewirkt hätte.

Erst im Nachhinein klärte Özal den Ministerpräsidenten Demirel über sein Handeln in Zusammenhang mit dem Konflikt Armenien/Aserbaidschan auf. Demirel war erbost, dass die Regierung so spät informiert wurde, als alles schon geschehen war. Er fing an: „Sie sind wohl de facto schon zum Präsidialsystem übergegangen…“ zu sagen, als Özal aufsprang und ging. Demirel hat diese Augenblicke niemals in die Öffentlichkeit getragen, sondern nur zwei Personen erzählt. (Quelle: Aus dem Buch ‚Siyah Sancak‘ von Ali Kuzu, 8. Auflage, Kariyer Yayinlari).

Özal, der glaubte, dass Aserbaidschan vor dem Einmarsch der Armenier und Russen bewahrt zu haben, legte nach. Mit seinen Beratern und mit einer riesigen Equipe bereiste er Aserbaidschan. Offiziell sollte es eine Reise sein, um die wirtschaftlichen Beziehungen aufzufrischen, jedoch wollte er damit die Russen einschüchtern. Die Reise fand am 5. April 1993 statt und sollte die letzte Auslandsreise von Özal werden. Am 15. April kehrte er in die Türkei zurück und verstarb am 17. April 1993.

Nach seiner Rückkehr wurde er von den türkischen Medien gefeiert. Türkei hätte der Welt gezeigt, dass der Kaukasus und Mittelasien, der Hinterhof der Türkei sei. Moskau hatte aber einen einfacheren Plan um die Sache in den Griff zu bekommen. Schon zwei Monate später, im Juni 1993, zettelten sie in Baku einen Aufstand an, mit der Folge, dass Präsident Elchibey gestürzt wurde. Was lernen wir daraus? Egal wer die Mitspieler sind, die Spielregeln legt in der Region immer Moskau fest, auch, oder gerade im Hinterhof der Türkei.

 

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