Die Hungerlöhne der Türkei für 2021 wurden festgelegt

„Wir haben unser Versprechen eingehalten und werden unsere Bürger, die zu Mindestlöhnen arbeiten, nicht untergehen lassen!“
Der Mindestlohn der Türkei ist für 2021 festgelegt worden. Das Zitat gehört der Familienministerin der Türkei. Eigentlich ist der Satz ein Hohn in den Ohren aller Mindestlohnempfänger und der Beweis, dass sie abermals verarmen werden.
Der Mindestlohn für 2021 liegt somit bei Brutto 3.557 TL und Netto bei 2.825,90 TL. Stimmt, im Vergleich zum Vorjahr, ist das eine Steigerung von 21,56%. Es stimmt auch, dass diese Steigerung über der im November 2020 verkündeten Inflation von 14,03% liegt, nur muss man bedenken, dass die von Analysten und Experten errechnete eigentliche Inflation bei über 35% liegt.
Ergänzt man hier für 2021 die 2.825,90 TL in dieser Liste, so sind das in Euro 297 und in ¼ Golddukaten 3,80 Stück. In einem Land, wo die Strompreise jährlich Minimum um 10% steigen, bekommt der türkische Mindestlohnempfänger einen Lohn, auf Euro-Basis (weil man so den Kaufkraftschwund besser darstellen kann) einen Betrag, was er schon vor 10-12 Jahren kassierte. Als die AKP an die Macht kam, konnte man für 100 TL noch 62 Liter Benzin tanken. Heute sind es 14 Liter.
Die Aussage der Familienministerin Selcuk, dass der Mindestlohn in 18 Jahren um das 1,5fache gestiegen sei, stimmt in keiner Weise.
Die Hungersgrenze lag für eine vierköpfige Familie im November 2020 bei 2.516 TL. Dabei bitte bedenken, dass damit die Familie etwas Essen und zum Trinken hat und lediglich überlebt, denn die sonstigen Kosten, für Miete, Nebenkosten, Schulgeld, Anziehsachen etc. sind damit nicht abgedeckt. Möchte man all dieses noch abgedeckt haben, so teilt die Arbeitnehmergewerkschaft mit, liegt die unterste Grenze bei 8.197 TL (Armutsgrenze). Diesen Betrag können die Mindestlohnempfänger nicht einmal Ansatzweise erreichen. Die Türkei hat eine Bevölkerung von knapp 83.000.000, die Flüchtlinge nicht mitgezählt, von denen nur ca. 28.000.000 arbeiten. Davon sind über 10.000.000, die zu Mindestlöhnen arbeiten und öfters Alleinverdiener der Familie sind.
Die Mindestlöhne der Türkei müssen niedrig sein.
Warum das so ist, habe ich schon des Öfteren erwähnt. Die Türkei hat sonst kein Argument, um die ausländischen Investoren ins Land zu locken. Das alles passiert auf Kosten der türkischen Bevölkerung, zumal alles was an Waren im Handel ist, irgendwie mit den teuren Devisen zu tun hat. Auch wenn etwas zu 100% Türkisch zu sein scheint, ist dennoch ein Anteil dabei, was aus dem Ausland importiert wurde. Türkische Orangen und Tomaten als Beispiel. Was soll daran schon ausländisch sein, fragt man sich. Der Dünger und die Pestizide werden zumeist komplett oder teilweise zu harten und teuren Devisen importiert, oder der Diesel im Tank des Traktors, um die Felder zu bestellen. Schaut man den USD Kurs von 2005 und 2020 an, 1,67 zu ca. 9 TL, stellt man fest, dass der USD 5 mal so teuer geworden ist, also alles andere auch, mindestens. Nur die Löhne nicht, denn sie müssen niedrig bleiben. Das wiederum führt zwangsläufig zu einer Versklavung der Mindestlohnempfänger und letztendlich der Türkei, denn das Land ist auf die Importe angewiesen. Ohne Importe würde die Türkei nicht mehr funktionieren.