The Mainstream Media – Ich bin kein Journalist, aber…

Dieser Tage glauben einige Journalisten, die diese Berufsbezeichnung schon lange nicht mehr verdienen… Ich weiß, der Anfang hatte es in sich. Jetzt habt Ihr gedacht, ich würde über Deutschland schreiben. Stimmt, was ich in der Türkei als Propagandapresse bezeichne, gibt es in Deutschland schon lange. Wer schreibt noch neutral, wer von den Journalisten traut sich noch, über die Realitäten zu berichten, ohne Partei für die eine oder andere Seite zu ergreifen. Wer von den Journalisten den Arbeitsplatz wechseln möchte, braucht nur etwas von der vorgegeben Richtung von Oben abzuweichen. Tun sie aber nicht, denn der Arbeitsmarkt für Journalisten ist nicht so berauschend, wo die Printmedien weiter am Schrumpfen begriffen sind.

In der Türkei gibt es einige wenige Journalisten, die im Sinne der Menschen, nach bestem Wissen und Gewissen und mit gesundem Menschenverstand schreiben. Die, die in der Lage sind, diesen Journalisten zu folgen, sagen dann: „Mögen dein Herz und deine Hand, keinen Schaden erleiden.“

Hierbei geht man noch davon aus, dass der Computer, ja nicht einmal die Schreibmaschine von anno dazumal erfunden wurde und der Journalist immer noch mit der Hand schreibt. Eine wunderbare Anerkennung der Journalisten, die mit diesem Satz in den Journalistenhimmel hochgehoben werden und sich von der Masse abheben. Ich möchte mich nicht als Journalisten bezeichnen, denn dazu gehört wesentlich mehr, als Luft abzulassen und dabei mit Ironie lustig rüberzukommen. Dass man mich für einen Journalisten hält und mich als solchen bezeichnet, ehrt mich, wobei ich immer berichtigend um die Ecke komme und richtigstelle, dass ich diesen, eigentlich ehrbaren Beruf nicht gelernt habe und mein Deutsch Tagesform abhängig gut bis miserabel ist. Dabei hat die Leserschaft festgestellt… Je positiver ein Thema, umso wenige Fehler baue ich ein. Egal, wie sehr ich mich vom Beruf des Journalisten abgrenzen möchte, damit die Richtigen nicht beleidigt sind, sagen die, die meine Texte gut finden: „Für mich bist du viel besser als die!“ Da haben wir den Salat, denke ich, wie das? „Sie schreiben geradeaus, wie es ist und hauen dabei niemanden in die Pfanne. Wer sich ungerecht behandelt und angegriffen fühlt, hat Sie gar nicht verstanden.“ „Und das macht den Journalisten aus?“ frage ich. „Das fehlt den Journalisten dieser Tage.“ erwidert mein Gegenüber. Irgendwie fühle ich mich direkt besser. „Das ist der Grund, weshalb meine Beiträge kaum gedruckt werden!“ möchte ich sagen, aber lasse es sein. Gerade bat man mich woanders wieder, meinen Beitrag etwas zu stutzen bzw. die Kritik, sprich die Realitäten abzuschwächen. Konnte ich nicht tun. So ist der Beitrag nicht veröffentlich worden. Weiterhin bewundere ich die, die mit dem Schreiben Geld verdienen.

Die Journalisten, die sich noch was trauen, schreiben in der Türkei zumeist Kolumnen. Da die Kolumnen zumeist in einer Ecke oder am Rand der Zeitung gedruckt werden, nennt man diese Journalisten dann “Die Eckenschreiber”. Die Ecke scheint einen gewissen Schutz zu bieten, zumal einige wenige sich dort immer noch trauen, sich etwas deftiger gegen die Regierenden auszudrücken. Hingegen die Journalisten, die mehr die Mitte der Zeitungen befüllen müssen, schnurstracks sich daran halten, was von oben vorgegeben wird. Die Leitplanken sind klar und stabil aufgestellt. Wer die Leitplanken auch nur touchiert, kann gehen. In Deutschland ist das auch nicht viel anders. Die Kolumnisten, dass muss man nicht besonders herausstellen, tun ihre eigene Meinung kund, welches nicht ganz deckungsgleich mit dem des Mediums deckungsgleich sein muss. Wer weiß, vielleicht freuen sich einige in den Chefredaktionen, dass diese Kolumnisten sich die Freiheit rausnehmen das zu schreiben, was sie nicht können und dürfen. Die Pressefreiheit in Deutschland gibt es, nur musst du für das, was du schreiben möchtest, die richtigen Medien finden.

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