POSITIV DENKEN! – Jede Katastrophe hat ihr Gutes

Lasst uns das alles positiv sehen. Wisst Ihr noch, wie das damals in Japan war, als die zwanzig Meter hohen Wellen des Tsunami 2011 vierhundert Quadratkilometer Land unter sich begruben?
Die japanische Wirtschaft war am Boden. Den wirtschaftlichen Schaden schätzte man auf knapp 240 Milliarden USD. Einige Experten sagten, dass die Katastrophe die japanische Wirtschaft ankurbeln und noch stärker machen würde. Tatsächlich kam es so. Schon im darauffolgenden Jahr nahm die japanische Wirtschaft Fahrt auf. Alles schien sogar besser zu laufen als in der Zeit davor. Somit hatte es sich bewahrheitet, dass jede Katastrophe ihr Gutes hat.
Nicht nur die USA erholten sich von der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren und erlangten nie gekannte Stärke, sondern auch Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Fast scheinen die Katastrophen Gesundbrunnen für die Wirtschaften zu sein.
Es kommt viel drauf an, ob man durch positive Zahlen und Meldungen die Bevölkerung befeuern kann, anstacheln kann zu neuem Konsum. Einige Länder, bei denen der Schattenwirtschaft neben der eigentlichen Wirtschaft existiert und gar floriert, haben es da einfacher mit den Zahlen. Italien und Griechenland haben es in 1987 bzw. 1987 vorgemacht. Da wurden die Zahlen der Schattenwirtschaft, auf die realen Zahlen der Wirtschaft hinzugezählt und siehe da, die Wirtschaft wuchs Übernacht um 20% bzw. 25%. Türkei macht das zur Ära Erdogan ständig, in dem sie die Formeln der Wirtschaft ändert, umbaut, oder einfach falsche, positive Zahlen kommuniziert.
Auch wenn die meisten lediglich zur Kenntnis nahmen, dass es der Wirtschaft des Landes gut geht, wurden sie dadurch in einen Konsumrausch versetzt und überschuldeten sich, wenn sie das Geld nicht hatten. Wohlgemerkt nicht von der Not heraus, sondern um Dinge, die sie sich nicht leisten konnten, auf Pump zu kaufen, denn, der Wirtschaft ging es ja riesig. So vermeldeten zumindest die Medien.
Was immer wieder passiert, dass nach dem Tief wieder ein Hoch kommt, dürfte in naher Zukunft ebenfalls passieren. Deutschland wird trotz der Grünen in der Regierung, dennoch wachsen. Wieder werden die Zahlen ausweisen, dass es der Wirtschaft prächtig geht, wieder wird man den BIP (Bruttoinlandsprodukt) darauf basierend errechnen und die frohe Botschaft verkünden, dass es den Deutschen (eher rechnerisch) noch niemals zuvor besser ging.
Jedoch muss man vorsichtig sein, denn die Spanne zwischen reich und arm wird, nicht nur in Deutschland, größer sein, denn schließlich sind viele Kleinunternehmer durch die Pandemie in die Knie gezwungen worden und mussten aufgeben. Sie konnten ihren Lebensstandard nicht mehr aufrechterhalten und zählen wieder zu den unteren Einkommensgruppen. Das Prokopfeinkommen in Deutschland lag in 2020 bei 41.000 EUR. Weit über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat diesen Betrag im Jahr noch nie zusammen gesehen. Es ist ja auch nur der rechnerische Wert.
Während der deutsche Durchschnittsverdiener diesem Betrag sehr nahe kommt, ist in einem Land wie der Türkei die Spanne zwischen dem errechneten Einkommen und der Realität viel größer. Das Prokopfeinkommen der Türkei tendiert unter der magischen Grenze von 10.000 USD/Jahr. Wenn wir nach dem heutigen Kurs ausgehen, sind das genau 100.000 TL im Jahr. Der Mindestlohn liegt bei 2.825 TL/Monat, also bei knapp 1/3 des errechneten Prokopfeinkommens.
Lassen wir diese Rechenbeispiele und kehren zur Realität zurück. Dass die Zahlen nicht viel besagen merken wir besonders in Deutschland. Schon seit einigen Jahrzehnten, wenn wir mal die Pandemiephase weglassen, erhöhte das Wirtschaftswachstum kaum unseren Wohlstand, eher steigt die Armut, weil das Geld nicht gerechter verteilt war. Die Idee des Bruttoinlandsproduktes ist zwar viel älter, aber erfunden wurde es 1940. Die Regierung der USA nutzte es um die Produktion von Waffen, Panzern und anderen Kriegsmitteln zu planen.
Natürlich geht nichts ohne die Wirtschaftszahlen, denn die Erfolge der Regierenden werden über diese bemessen und Staatshaushalte festgelegt u.a. Bald stehen uns tolle Zeiten bevor. Mit dem Wegfall der Pandemieschutzmaßnahmen werden die Glückshormone, dass wir wieder in ein normales Leben zurückkönnen, verrückt spielen und die, die es sich leisten können, zu immer mehr Konsum, Reisen u.a. anstacheln. Das wird zu neuen, guten Zahlen der Wirtschaft führen, von diesen wir durch die Medien erfahren und noch positiver drauf sein werden.
Also werden diejenigen, die sich das leisten können, noch euphorischer werden, die Grundstimmung in der Bevölkerung wird steigen und die Wirtschaft wird enorme Fahrt aufnehmen. Die Angst, dass wieder eine Pandemie uns runterziehen könnte, wird uns am Nacken kleben, aber dann muss man halt noch schneller leben, bevor sie da ist. Die ersten Positivmeldungen kann man schon aus den türkischen Medien entnehmen.
Wenn die Flüge z.B. zwischen Russland und der Türkei im April letzten Jahres eingestellt worden waren und dieses Jahr im April zwanzig Maschinen in die Türkei flogen, hat man schnell eine Wachstumsrate von Fluggästen aus Russland von einigen Tausend Prozent. Zwar klingeln die Kassen dadurch nicht, aber für positive Gefühle reicht es allemal.