Türkei: Warum die Devisen teuer bleiben werden

Der Atatürk auf den Banknoten, hat schon lange nichts mehr zu lachen. Gut dass man das Bild nicht der Situation angepasst hat.

Das Handelsbilanzdefizit der Türkei sinkt. Warum steigt dennoch der Bedarf nach Devisen? Ist das etwa ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft doch nicht wächst? Wie kann ein Land, welches keine ausländischen Direktinvestitionen anziehen kann, nur gelegentlich Immobilien, oder Staatsanleihen an Ausländer verkauft und so an etwas Devisen kommt, wie kann so ein Land überhaupt real wachsen? Ist es nicht so, dass das Handelsbilanzdefizit deshalb sinkt, weil sich in der Wirtschaft, besonders an der Exportfront sich nichts Großartiges tut?

Die anerkannten türkischen Analysten, die vor die Kameras und Mikrofone gezerrt werden, freuen sich, dass das Handelsbilanzdefizit weniger wird. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres betrug das Defizit 13 Milliarden USD, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch 18 Milliarden USD waren. Nur, die Frage bzw. die Antwort auf die Frage, warum dann die Devisen immer noch so teuer sind und die türkische Lira nicht an Wert gewinnt, bleiben sie uns schuldig. Das Thema wird nicht angeschnitten. Dabei ist besonders der USD-Kurs in der türkischen Wirtschaft als Leitwährung, von enormer Bedeutung.

Warum sinken die Devisenkurse nicht?

Es sind die Auslandsschulden, die bedient werden und weiterhin bedient werden müssen. Egal, wie niedrig das Handelsbilanzdefizit ist, die Türkei hat nichts davon, solange sie keinen Überschuss hat. Während man im letzten Jahr 31,5 Milliarden USD fremd finanzieren musste, um die ausländischen Finanzinstitute zu bedienen, benötigt man wohl dieses Jahr 40 Milliarden USD, heißt es aus den Finanzkreisen. Der Unterschied zum letzten Jahr ist, dass die Bonität der Türkei, im Vergleich zum letzten Jahr, abermals gesunken ist. Bedeutet, dass man die Finanzierungen noch teurer wird beschaffen können. Die private Industrie soll in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 an die 14 Milliarden USD sich aus dem Ausland verschuldet haben.

Wenn der Devisenbedarf wächst, kann die Wirtschaft unmöglich gewachsen sein. Die enormen Wachstumszahlen, welche man Quartalsweise herausgibt, werden die nächsten Male noch höher, noch positiver ausfallen. Juchhei! Wohl dem, der es noch glaubt.

Tatsache ist, dass die ausländischen Investoren der türkischen Justiz und dem Rechtssystem nicht vertrauen. Hinzu kommt ein Präsident, der heute so und morgen so entscheidet. Investierst Du liebe Leser/Leserin in so ein Land dein Geld? Immobilienkauf meine ich nicht.

 

 

 

 

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