Auf einmal hat die Türkei Äthiopien zum Fressen gern

Während die Welt nach Afghanistan schaut, bastelt die AKP Regierung still und leise an neuen Plänen und Machtfantasien. Was in Libyen nicht klappte, soll in Äthiopien funktionieren. Die Vereinbarungen, die die AKP Regierung mit den alten Machthabern in Libyen getroffen hatte, scheinen unter der neuen Regierung von Libyen für Diskussionsstoff zu sorgen. Das ging so weit, dass man bei einer Pressekonferenz dem türkischen Außenminister ins Gesicht gesagt wurde, dass die Türkei ihre Soldaten abziehen soll. Wieder einmal hat Erdogan der Prächtige auf das falsche Pferd gesetzt. Sollten die lybischen Wahlen im Dezember zustande kommen, werden die Gruppierungen, die der Erdogan zu Feinden erklärte, in der Regierungskoalition dabei sein. Ob dann die Vereinbarungen der Türkei mit Libyen überhaupt Bestand haben werden ist fraglich.

Unter diesen Gesichtspunkten sucht die Türkei den Schulterschluss mit den Äthiopiern. Allerdings scheinen auch dort Schwierigkeiten vorprogrammiert zu sein. Die Türkei hat sich als Vermittler zwischen Äthiopien und Sudan angeboten. Die Regierungschefs beider Länder waren im August in Ankara. Bezeichnenderweise getrennt. Wenn beide Streithähne nicht zusammenkommen, kann auch nichts passieren, dachte man sicher. Die Gespräche mit den Parteien müssen so erfolgreich gewesen sein (Ironie), dass nur die Türkei erklärte, dass sie die Schlichtung zwischen den Parteien übernehmen könnte. Die Türkei scheint scharf darauf zu sein, im Auftrag von Äthiopien ein Wasserdamm auf dem Nil zu bauen bzw. wenn nicht Bauen, dann aber zum Schutz die Drohnen dafür zu verkaufen. Da der Fluss den Sudan und besonders Ägypten etwas angehen, kann das am Ende nur Ärger bedeuten, wo doch die Ägypter die Türken schon vor einigen Jahren zu Feinden erklärten.

Die Äthiopier sehen den Sudan als ein Land, der Saudi-Arabien, die VAE und Ägypten hinter sich weiß und möchten sich ihrerseits mit der Türkei verbünden. Ich für meinen Teil behaupte mal, dass sich Äthiopien auch mit Tschad verbünden könnte, das Ergebnis wäre das Gleiche, zumal Tschad International auch kaum Gewicht hat. Es wäre sogar weniger explosiv. Die Türkei hat keine sonderlich guten Kontakte mehr zu den o.g. arabischen Ländern und wie es nach dem Pakt mit Äthiopien sein wird, kann man sich ausdenken.

Noch vor kurzem hat die AKP Regierung ein Annäherungsversuch mit Ägypten gestartet und u.a. auch die Vereinigten Arabischen Emirate zu Türkei-Investitionen eingeladen. Der Ramadan lieferte den Vorwand Kontakte zu Saudi-Arabien zu knüpfen. Alle Versuche gingen ins Leere und blieben ohne Antwort. Kein Interesse!

Was passieren wird, wenn die Türkei mit Äthiopien ein militärischen Pakt schließt und auch noch Finanzierungszusagen macht, kann man sich ebenfalls ausdenken. Es ist derzeit eine Utopie zu denken, dass Ägypten und Sudan die Türkei als Schlichter akzeptieren werden.

Es macht den Anschein, dass die AKP den möglichen Rückzug aus Libyen mit dem Pakt mit Äthiopien wettzumachen gedenkt. Wer weiß, vielleicht war es ein vorsichtigeres Vorgehen seitens der AKP, dass die Führer beider Länder zuerst in Ankara empfangen wurden. Womöglich könnten sie die Signale richtig bewerten und sich nicht zu fest an Äthiopien klammern. In dieser Phase, wo schon aus geschäftlichen Interessen heraus, weil zu viele türkische Unternehmen in Ägypten Investitionen haben, die Annäherungsversuche mit Ägypten gestartet werden, ist das falscheste was man machen kann, die militärische Kooperation mit Äthiopien.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber der Erdogan liebt falsche Schritte, die schon zu seinem Markenzeichen geworden sind.

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