Muhammad Ali, Erdogan, Afghanistan, die Taliban, der politische Islam u.v.a.m. – LESEN!

Schon 1976 waren die heutigen Taliban-Führer und Erdogan am Werk.

Es war das Jahr 1976, also vor langer Zeit, vor fast 45 Jahren. Vor der Blauen Mosche standen die Menschen dicht an dicht. Nicht, dass die zum Freitagsgebet wollten, denn es war Freitag, nein, sie wollten den Mann sehen, der jeden Moment rauskommen würde. Dann passierte es… Solch eine Euphorie hatte der Vorplatz der Blauen Moschee noch niemals zuvor erlebt. Er kam raus. Es war Muhammad Ali, der Mann, der wie ein Schmetterling flog und wie eine Wespe stach. Der größte Boxer aller Zeiten. An seinem Arm, der Ziehvater von Erdogan, Herr Erbakan.

Dieses war eine Zeitwende…

Die ganze Welt konnte mit eigenen Augen sehen, wie der Stolz der islamischen Welt, dieser amerikanische Sportler vom politischen Islam in der Türkei instrumentalisiert wurde. Es war dieser Tag.

Der politische Islam verkündete, dass dieser Muhammad Ali nicht der islamischen Welt, sondern dem politischen Islam, ihnen zugehörte.

Das Gebet in der Moschee war zu einer reinen Wahlkampfveranstaltung ausgeaartet. Der Faust des Boxers, war der ihre geworden, so hatten sie es präsentiert.

Die Türkei war damals wie heute, neugierig war man nicht. z.B. hatte Muhammad Ali bis dahin nicht ein einziges Wort über die Türkei verloren, war aber für 24 Stunden nach Istanbul gekommen. Warum tat er das? Erbakan, der mit ihm Arm in Arm in die Menge winkte, war ihm gänzlich unbekannt. Er kannte in der Türkei niemanden. Vielleicht kannte er in den USA den Ahmet Ertegün, den Macher vieler berühmter Musiker und Besitzer von Atlantic Records, da war aber auch Ende.

Wer hatte es organisiert und gefordert, dass er sich für den politischen Islam stark machte? Wenn er denn die Türkei so mochte, warum hatte er nach seiner Rückkehr in die USA, das Wort „Türkei“ nicht einmal in den Mund genommen?

Wer war der Initiator, der den großen Mohammed Ali in den politischen Islam einbaute? Wer knüpfte die Kontakte und warum? Das interessierte niemanden und noch was… Der Erbakan mochte die USA überhaupt nicht und war immer dabei, wenn es gegen die USA ging. Mohammed Ali war auch einer, der gegen die US-Regierung wetterte. Also vermutete man in der Türkei, dass das die Schnittstelle war und überging das Ganze.

Zwei Jahre später, im Jahre 1978 lud man den ersten Boxeuropameister der Türkei, Cemal Kamaci, zu einem Parteitreffen ein. Er war der türkische Muhammed Ali, eine lebende Legende.

Die Türkei ließ Arbeit, Arbeit sein und klebte vor den Fernseher wenn Kamaci oder Muhammed Ali kämpften. Wenn Kamaci boxte, stand das Leben still in der Türkei. Eigentlich hatte Kamaci mit der Politik damals nichts am Hut. Sofort wurde er auf die Schultern genommen. Ab da schrie das Volk: „Mudschaheddin Kamaci, Mudschaheddin Kamaci…“. So wurde er in die Halle getragen. Am Rednerpult stand ein schmaler junger Typ und las bewegte Gedichte, dass da alle hinhören mussten. Er war an der Spitze der Jungmitglieder der Partei von Erbakan. Sein Name war Recep Tayyip Erdogan. Als er Kamaci in der Halle sah, hörte er auf mit den Gedichten und stellte ihn vor. Er und nach ihm kamen der Erbakan auf die Bühne.

Als der Erbakan auf der Bühne war, nahm er den Arm von Kamaci und riss es nach oben. Dabei sagte er: „Diese Fäuste werden ab jetzt für uns hauen!“

Nichtsahnend fand sich Kamaci mitten in der Politik. Er wurde die Faust des politischen Islams.

Nach 7 Jahren, im Jahre 1985, der Schah von Persien war schon lange gestürzt und Khomeini an der Macht. Die Sowjets hatten Afghanistan besetzt. Die USA mussten reagieren. Der türkische General Kenan Evren, den der Chef der CIA liebevoll „Unsere Jungs“ nannte, hatte geputscht. Die Türkei wurde entsprechend den Wünschen der USA geformt.

Recep Tayyip Erdogan organisierte einen Boxkampf. Es sollten Cemal Kamaci und der Jugoslawe Popovich kämpfen.

Der Kampf war absurd, denn Cemal Kamaci hatte neun Jahre vorher seine aktive Laufbahn beendet gehabt. Den Popovich stellte man als einen berühmten Boxer vor. Gekannt hat ihn niemand.

Dieser Boxkampf war nicht irgendein Boxkampf. Es hatte einen honorigen Ehrengast (Ironie), der von der CIA ausgebildet worden war und in Afghanistan gegen die Sowjets wirken sollte: Gulbuddin Hekmatyār, der schon 1973 mit der CIA in Verbindung war. Er war schon immer ein Mann der USA. Gulbuddin Hekmatyār und Erbakan marschierten gemeinsam in die Arena ein. Märsche Janitscharen aus der Osmanen Zeit wurden gespielt. Die Menge skandierte unaufhörlich: „Mudschaheddin Hekmatyār!“, den sie sicher das erste Mal überhaupt sahen. Es wurden Gedichte gegen Imperialisten und Zionisten gelesen. Gulbuddin Hekmatyār hielt eine Rede. „Euch gläubigen Jugendlichen verspreche ich, dass wir die Sowjets besiegen werden!“ Die Massen heulten vor Rührung. Kamaci gewann den Kampf gegen Popovich, von dem man, wie gesagt, nicht wusste, ob er überhaupt ein Boxer war. Die berühmten Fotos, die dieser Tage wieder im Umlauf sind, vom Erdogan dem Prächtigen wurde exakt an dem Abend geschossen. Gulbuddin Hekmatyār war 36 Jahre als und der Prächtige 31.

Währenddessen empfing zu gleicher Zeit Ronald Reagen die Kämpfer von Gulbuddin Hekmatyār im Garten des Weißen Hauses. „Freiheitskämpfer“ nannte er sie und hörte nicht auf zu loben, was für Prachtkerle diese doch wären.

Gulbuddin Hekmatyār wird als gewiefte Taktiker bezeichnet, was nach meinem Verständnis eher die Beschreibung dafür ist, dass er je nach Lauf der Dinge ständig die Fronten wechselt. Also einer, dem man nicht trauen kann. Am 15. August 2021 wurde Kabul den heranrückenden Taliban übergeben, woraufhin Präsident Ghani das Land verließ. Sein Vorgänger Hamid Karzai verkündete daraufhin, dass die Übergabe Afghanistans durch einen Koordinierungsrat erfolgen solle, dem neben ihm und Abdullah Abdullah auch Hekmatyār angehöre. Also ist der wieder einmal auf der Showbühne.

Auszüge des Textes, die den Sachverhalt mit Ali und Kamaci betreffen, sind einer Kolumne des Journalisten Yilmaz Özdil entnommen worden.

Übrigens… Interessant ist die Tatsache, dass nach dem Tod vom Muhammad Ali, die Erdogans über eine Stiftung, der sie vorstehen, das Anwesen von Ali in New York für 3 Millionen USD kauften.

 

 

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