Showbeten im Islam 2.0

Der politische Islam liebt das Showbeten. – Es war in den 90er Jahren. In Bonn hatte ich ein Textilunternehmen mit Gesellschaftern aus der Türkei beraten. Was ich erst später erfahren sollte war, dass einer der Gesellschafter, der spätere türkische AKP Finanzminister Kemal Unakitan war. Damals war er Vorstand von AlBaraka Türk.
Nach jeder unternehmerischen Entscheidung sagte er: “Kommt, lasst uns beten.” Da ich keine Ahnung hatte, wie das geht (ich lerne grundsätzlich keine Sprache auswendig, welche ich nicht verstehe), war ich dagegen, zumal wir deutsche MitarbeiterInnen hatten. Diese mussten arbeiten, während alle anderen Pause vom Arbeiten machen dürften. Beten halt. Damit nicht genug. Der Tag der Rückreise war da. Er fragte mich, ob ich ihn zum Flughafen Köln-Bonn fahren könnte. Eine Strecke von 20 Minuten. Ich hatte keine Zeit. Da fragte er mich, ob jemand anderer ihn fahren könnte. Ich fragte meine Assistentin Claudia, ob sie das könnte. Sie sagte zu, nur als sie hörte, dass Unakitan darauf bestand, dass sie ein Kopftuch trägt, lehnte sie ab.
Nach einigem hin und her wurden wir uns dann handelseinig. Sie fuhr ihn ohne Kopftuch. Es war ein Bild für die Götter. Beide waren ungefähr 155 Zentimeter groß. Während die Claudia, klug und blond, bei dem 500er Mercedes gerade so mal durch das Lenkrad schauen konnte, war der Unakitan hinten gar nicht mehr zu sehen. Da ich hinter ihm die Tür zu machte, war ich mir sicher, dass er drin war.
Nach 10 Minuten Fahrt war die halbe Strecke zum Flughafen zurückgelegt. Unakitan ließ den Wagen stoppen. Claudia verstand nicht, was sie auf der Standspur sollte. Er stieg aus, ging zum Kofferraum und holte seinen Gebetsteppich raus. Claudia erzählte uns später, dass sie sich auf den Ledersitzen nach unten rutschen ließ, damit niemand sie beim Vorbeifahren sah. Er betete eine Runde (damals noch Showbeten 1.0) und stieg wieder in den Wagen ein.
Erstens, wer auf Reisen ist, muss im Islam nicht unbedingt beten. Er kann die Gebete ausfallen lassen und nachholen. Was war das also? Das war Show: “Schaut, ich bin hier und lebe meine Religion vor Euren Augen aus!” Kurze Bemerkung: Deutschland war damals mehrheitlich christlich. (Ironie).
Bevor er Finanzminister unter der AKP Regierung wurde, war er bereits wegen Betruges verurteilt, aber so, dass er nicht ins Gefängnis musste, eigentlich gar nichts musste. Alles verlief im Sande. War er den angestellt hatte, möchtest du wissen? Nix Schlimmes, er hatte nur dem Staat einige Hundert Millionen USD mit überhöhten Exportrechnung abgeluchst. Passiert schon mal, nicht der Rede wert. Nach dem er die AKP selber mitgegründet hatte, dürften sie allesamt die Türkei legal ausnehmen. Eigentlich nicht legal, aber mit der AKP gab es die Gewaltenteilung nur noch auf dem Papier, aber nicht real. Der Staatsanwalt und die Richter waren aus dem Hause AKP.
Möge er in Frieden ruhen, damals, als der Standort in Deutschland aufgegeben werden sollte, hatte er mich als Opfer auserkoren, aber alles schon vergessen und vergeben. Ein lustiger Typ war er trotz alle dem, der in 2016 verstorbene Herr Unakitan.
Die Anekdote fiel mir ein, als ich das Video hier kommentieren wollte.