Ich kann dem Erdogan nicht böse sein.

Rechts von ihm sieht man sein Staatslenkungsapparat, den Prompter. Ohne, hat er nichts mehr zu sagen.

Ich bringe es nicht übers Herz, Erdogan den Prächtigen zu hassen. Überhaupt, habe ich jemals jemanden gehasst? Nein! Bei mir fehlt das H wie Hassen Chromosom. Warum sollte ich ihn auch hassen? Es ist allgemein bekannt, dass ich ihn nicht mag und ich ihn ständig kritisiere, aber dabei bleibt es.

Er kann es nicht anders. Er ist ein fleißiger Mann, der fast 16 Stunden am Tag auf den Beinen bzw. aktiv ist, um die Türkei zu vernichten. Früher mussten Armeen einmarschieren, um ein Land zu besetzen, heute musst du lediglich die Wirtschaft zugrunde richten und die Importabhängigkeit verstärken und schon kannst du das Land lenken, wie du möchtest. Das ist sein Auftrag. Damals ist er von den USA in der Türkei platziert worden, damit er den politischen Islam in der Türkei etabliert. Irgendeiner hat es mal sinngemäß gesagt, ich glaube, es war Churchill. „Wenn du ein islamisches Land beherrschen möchtest, stärke den Islam, den politischen Islam, das erleichtert dir dann alles. So musst du dich nur mit dem geistigen Führer, (in diesem Fall der Alleinherrscher), arrangieren und sonst mit niemandem.“ Wie wahr, wie wahr!

Die Demontage der Türkei klappte schnell und reibungslos. Fast alle Privatisierungen, führten am Ende zu Betriebsschließungen. Unter dem Vorwand, die Eigner wären Gülenisten, sind viele Unternehmer enteignet worden. Zuerst wurden die Unternehmen unter Zwangsverwaltung gestellt, was bedeutete, dass eigene AKP Leute zu hohen Honoraren zu Zwangsverwaltern bestellt wurden und wenn alles abgegrast war, Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep!

Nein, dem Mann kann man nicht böse sein

Er hat Straßen, Autobahnen, Schnellzugstrecken, Tunnels, Brücken und über vierzig Flughäfen neu gebaut. Der Trick bei der ganzen Sache war, dass all die aufgezählten Projekte eine kaum zu erreichende Auslastungsgarantie  seitens des Staates im Paket hatten, was den Unternehmern aus den Seilschaften, Einnahmen auf Jahrzehnte garantierten. Nicht eines der Projekte erreichte die vorgesehenen Soll-Zahlen. Bedeutet: Die Steuerzahler bzw. das Volk kann noch Jahrzehnte versuchen alles abzubezahlen, bis dann die Lebenszeit der Projekte abgelaufen ist und neue gebaut werden müssen.

Nein, dem Mann kann man wahrlich nicht böse sein, denn er erfüllt nur seinen Auftrag, nach dem System: „Nach-mir-die-Sintflut“. Solange die Gelddrucker der Türkei drucken können und solange er noch einigermaßen auf den Beinen stehen kann, wird immer mehr Türkei Stück für Stück veräußert und Geld ins Ausland weggeschafft werden.

Er erinnert mich an El Cid, ein kastilischer Ritter und Söldnerführer aus der Zeit der Reconquista, der in der Neuzeit zum spanischen Nationalhelden avancierte. Charlton Heston spielte ihn in einem Film aus dem Jahr 1961.

Als El Cid tot war, band man den sorgfältig geschminkten Leichnam vor der Schlacht in voller Rüstung aufs Pferd. Auf diese Weise motiviert, errangen seine Leute einen glänzenden Sieg über die von der Erscheinung des Totgeglaubten erschreckten Berber.

Erdogan wird schon zu Lebzeiten gelenkt, oder anders ausgedrückt: Politisch hat man ihn schon längst aufs Pferd gebunden, denn was er da täglich vom Prompter abliest, entspringt wie eh und je nicht ihm, sondern irgendwelchen Ghostwritern, die ihn das alles sagen lassen. Nur sein Zorn und die vielen Entgleisungen sind von ihm und echt. Wer die Leute sind, die auch die Ghostwriter lenken sind und wie viel sie der Türkei und dem türkischen Volk noch wegnehmen und wie viel mehr an Schulden sie zurücklassen werden, weiß man heute nicht.

Nein, ich kann diesem Mann nicht böse sein. Er macht nur seinen Job und diesen, aus der Sicht seiner Auftraggeber, ganz gut. Dass dies der Türkei und den Türken nicht gut bekommt, ist ein Teil des Auftrages. Good Job, Erdogan!

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