Der Mindestlohn in der Türkei wird festgelegt – Ein Drama

Jedes Jahr im Dezember wird in der Türkei der Mindestlohn für das kommende Jahr festgelegt. Eines muss man vorneweg wissen… Dabei kann es aus der Sicht der Arbeitnehmer niemals gerecht zugehen, es darf nicht. Denn die Türkei hat dem ausländischen Investor nichts anderes zu bieten, als die billige Arbeitskraft, welche mit der chronischen Armut der Masse der Türken einhergeht.
Wieder sitzen die Zuständigen des Staates, der Arbeitgeberverband (TISK) und die Arbeitnehmervertreter zusammen. Raum für Diskussionen, gibt es aus dem Arbeitgeberlager nicht. Sie werden einen Hungerlohn vorschlagen und die Arbeitnehmervertreter diesem am Ende zustimmen (müssen). Wenn nicht, stünde ihnen noch die Möglichkeit zu streiken. Jedoch steht diese Möglichkeit lediglich auf dem Papier und ist nicht umsetzbar. Zumindest nicht, wenn man sein Leben riskieren möchte. Wie hat Erdogan 2018 gesagt: „Kein Arbeiter darf nach seinen Rechten verlangen, wir zerdrücken sonst deren Köpfe.“ Die damaligen Wahlversprechen u.a. könnt Ihr unter diesem Link lesen.
Kommen wir zu jetzt und heute. Es wird derzeit verhandelt, welchen Teil man dabei als VERHANDELN bezeichnet, bleibt im Dunkeln. Die Arbeitgeberseite schlägt einen Betrag zwischen 2.979 und 3.567 TL vor. Dabei beiträgt der Mindestlohn derzeit schon Netto 2.800 TL. Während dieser Betrag 311 Euro gleichkam, beträgt er derzeit durch den Wertverlust der TL ca. 190 Euro. Geht es noch bitterer?
Den vorgeschlagenen Betrag, den die Arbeitgeberseite beim Verleasen des Raumes mit 3.100 TL genannt haben soll, wäre das Todesurteil für die Masse der Mindestlohnempfänger. Die von den Analysten ausgerechnete Inflation liegt dabei bei, wohlwollend errechnet: 55%. Eine Lohnsteigerung von knapp 10%, wie man derzeit vorhat, würde wahrscheinlich binnen eines Monats vom Wertverlust der Lira bzw. der Inflation verschluckt sein. Und dann?
Wie eingeschüchtert und wohlwollend, zu Gunsten der Arbeitgeber, die Arbeitnehmervertreter agieren, kann man anhand deren Forderungen sehen. Diese sagen, sie würden einen Betrag unter 3.900 TL /Netto nicht akzeptieren. Auch dieser Betrag ist, wenn man die derzeitigen Preissteigerungen betrachtet, ebenfalls ein Hungerlohn, aber ein besserer Hungerlohn. Wie gesagt, die Türkei hat sonst nichts anzubieten, als die billige Arbeitskraft. Würde die Steigerung des Mindestlohns zu Gunsten der arbeitenden Menschen sein, würden viele ausländischen Unternehmen die Türkei verlassen.
https://www.dunya.com/ekonomi/turk-is-ayni-noktada-degiliz-uzlasmazligi-gideremedik-haberi-642320