Wie war es 1994 mit der Krise in der Türkei? – Die Parallelen

Die Wirtschaftskrise von 1994 in der Türkei, dauerte noch 1998 an. Am 15. Oktober 1998 hob die Zentralbank die Zinsen auf 85%. Die Devisen waren auf einmal unter dem Radar. Niemand interessierte mehr sich dafür. Die Devisenkurse fielen schlagartig.

Schaut man auf die Entscheidungen der wichtigen Länderbanken der Welt bei ihren letzten Sitzungen, so haben 40 die Zinsen beibehalten, 12 haben sie erhöht und nur eine Nation hat sie gesenkt. Ja, es war die Türkei.

Letzte Woche schon hatten einige Unternehmer Schwierigkeiten Akkreditive zu eröffnen, berichten Industrielle, wie 1994. Die Regierung Ciller gab damals der IWF eine Zusicherung darüber, dass der USD-Kurs 38.000 TL nicht übersteigen würde. Damals hatte die türkische Währung halt einige Nullen zu viel.

Aus 1994 gibt es noch die folgende Aufstellung:

Georg (damit ist irgendein Amerikaner gemeint), kam am 1. Juni 1994 in die Türkei. Im Koffer hatte er 100.000 USD. Am 02. Juni tauschte er den Betrag in TL um und bekam 3,2 Milliarden TL dafür. Am 07. Juni kaufte er Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 3 Monaten und Verzinsung von 50%. Am 7. September hatte er 4,8 Mrd. TL. Am 09. September 1994 kaufte er Staatsanleihen mit 3 Monaten Laufzeit und 40% Zinsen. Am 09. 12. 1994 hatte er auf einmal 6,72 Mrd. TL, die er sein Eigen nennen konnte. Mit dem Betrag kaufte er am 31. 12.1994, bei einem Kurs von 38.000 TL wieder USD, Fixkurs war zugesichert worden. (s.o.). Somit kehrte er mit 176.000 USD wieder in die USA zurück.

Dieses Spiel kann derzeit und in naher Zukunft von vielen gespielt werden. Wenn der Devisenkurs, wie gestern erlebt, an einem Tag gleich um 30% fällt, umso besser. Dann hat man viel mehr Devisen in der Tasche, wenn man die TL in Devisen umtauscht. Der George von oben, hätte seine helle Freude dran.

Die Defizite des Staates auf allen Ebenen werden noch größer werden. Die Banken, einmal auf den Geschmack gekommen, werden für die TL noch mehr Zinsen anbieten und so versuchen, zu noch mehr TL zu kommen, die sie dann für mehr Zinsen an das türkische Schatzamt leihen werden. Ein Teufelskreis, wie Ihr merkt.

Früher gab es das DPT (Devlet Planlama Teskilati), die Behörde für staatliche Planungen. Diese Behörde war das Bindeglied zwischen der privaten Wirtschaft und dem Staat. Alles, was an Investitionen geplant wurde, musste von dieser Behörde auf Herz und Nieren gecheckt werden. Auch die Fördergelder, oder Zollbefreiungen, wurden über diese Behörde entschieden. Die DPT ist abgeschafft worden. Das passierte bewusst, denn so konnten die Seilschaften von Herrn Erdogan ohne Kontrolle agieren. Geben, nehmen und Tschüss.  Folglich hat die Regierung bzw. der türkische Staat jeglichen Bezug zum Markt, was in der türkischen Wirtschaft abgeht, verloren.

Die Daten, die man z.B. aus den Statistiken des staatlichen Statistikamtes entnimmt, die Annahmen, die man darauf basierend realisiert, sind allesamt falsch. Zumal die Zahlen alle falsch und gefaked sind. Wer kann schon auf falsche Zahlen basierend gute Geschäfte machen?

Die Privatwirtschaft der Türkei verdient Geld, oder sagen wir besser, die die gut verdienen, haben nichts von ihren Gewinnen, wenn sie sich irgendwann mal auf Devisenbasis verschuldet haben. Denn die Schulden werden, auf TL Basis, egal wie viel sie zurückgezahlt haben, immer größer.

Merkt Ihr was? Die Türkei ist und bleibt auf dem Holzweg bzw. sie hat überhaupt keinen Boden mehr unter den Füßen. Jetzt müssen wir täglich, manchmal stündlich, mit neuen Ereignissen rechnen, die allesamt dem Normalbürger schaden, aber denen, die noch den Überblick behalten können und über das nötige Geld verfügen, richtig nützlich sein könnten.

Die TBB (Föderation der türkischen Banken), hat verkündet, dass seit den Verlautbarungen von Erdogan eine Milliarden USD in türkische Währung umgetauscht wurden.

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